Ein Biber frisst Aeste und Wurzeln, fotografiert am Montag, 12. Februar 2024 am Andreasgraben in Zuerich Oerlikon.
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Der Biber - ein Tausendsassa an Gewässern

29.05.2025
AGu
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Die Natur hat den Biber gut ausgerüstet. Biber sind perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Ihr Körperbau ermöglicht es ihnen, sich im Wasser und auf dem Land zu bewegen. Der Biber ist Bauherr, Holzfäller, Landschaftsgestalter und Spitzentaucher in einem. Wie kein anderes Tier gestaltet er seinen Lebensraum selbst. Mit seinem unermüdlichen Arbeiten schafft er auch für viele Pflanzen und Tiere einen geeigneten Lebensraum. Es gibt eurasische und kanadische Biber, die sich in ihrem Aussehen etwas unterscheiden.

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Biber sind dicht behaarte Säugetiere, bis zu 30 kg schwer und rund einen Meter lang. Ihre Kelle, der breite Biberschwanz, ist mit hornartigen Hautplättchen versehen.
  • Biber leben an Ufern von Gewässern.
  • Sie fällen Bäume und fressen die Blätter und Rinden. Die Bäume und Äste werden zum Stauen des Wassers benutzt.
  • Der Biberbau muss trocken sein. Um sich vor Feinden zu schützen, ist der Eingang immer unter Wasser.
  • Der Biber ist Vegetarier und ernährt sich von Pflanzen und Baumrinden.
  • Er gestaltet als einziges Tier seinen Lebensraum selbst.

Wie sieht ein Biber aus?

Der eurasische Biber (in Europa und Asien) kann bis zu 30 kg schwer und rund einen Meter lang werden. Biber sind Säugetiere und können 20 Jahre alt werden.

Der Biberrücken ist dicht behaart. Pro Quadratzentimeter - etwa so gross wie ein Kleinfingernagel - hat er etwa 12`000 Haare und am Bauch sind es mindestens doppelt so viele. Dieser Pelzmantel ist aus verschiedenen Haartypen zusammengesetzt: Grannenhaare und Unterwolle. Diese Haare sind so angeordnet, dass die Haut auch im Wasser trocken bleibt. Damit es ihn immer gut schützt, verbringt der Biber viel Zeit damit, sein Fell zu pflegen. Zur Fellpflege benutzt er seine Doppelkralle an der zweiten Zehe seiner Hinterpfote. Seine Vorderpfoten benutzt er zum Einfetten seiner Bauchhaare. Der Biber besitzt am After zwei Drüsenpaare, die Fett absondern.

Seine Vorderpfoten sind kürzer als seine Hinterpfoten. Er kann sich auf seine Hinterbeine stellen, was ihm beim Fällen von Bäumen hilft. Seine Finger und Zehen sind mit kräftigen Krallen ausgestattet und sind gute Werkzeuge zum Graben. Seine Vorderpfoten benutzt er wie Menschen ihre Hände. Seine Hinterpfoten sind gross und kräftig und mit Schwimmhäuten versehen.

Die Kelle, der breite Biberschwanz, ist breit und mit hornartigen Hautplättchen versehen. Sie dient im Wasser zum Steuern. Bei Gefahr klatscht er mit der Kelle laut auf das Wasser, um seine Familie zu warnen. Wenn er sich aufrichten will, dient sie ihm als Stütze. An Land wirkt der Biber plump, aber sobald er im Wasser ist, wird er zum Spitzenschwimmer.

Holzfäller und Bauherr

Entlang von Bächen und Flüssen sieht man Baumstämme oder Äste mit Nagespuren, meist rundherum. Diese Spuren verraten uns, dass hier eine Biberfamilie lebt. Mit seinen grossen scharfen Schneidezähnen, die immer wieder nachwachsen, bearbeitet er das Holz. Ein Stamm von bis zu 40 cm Durchmesser fällt er in einer Nacht. Vom Baum frisst er die Blätter und im Winter auch die Rinde. Den Baum oder Ast braucht er, um einen Haufen anzulegen, unter dem sich sein Bau befindet, oder um das Gewässer zu stauen, damit er sein Heim immer im Trockenen hat. Bei uns lebt die Biberfamilie meist in einem Erdbau im lehmigen Uferhang. Der Wohnbau liegt in der Mitte ihres Ufer Abschnittes, der sich bis zu einem Kilometer ausdehnen kann. Der Eingang zum Biberbau ist immer unter Wasser, was der Familie Schutz vor Feinden bietet. Seine Hauptfeinde Fuchs und Dachs sind wasserscheu.

Die Biberfamilie

Im Biberbau, im sogenannten Wohnkessel, lebt die Biberfamilie im Trockenen. Der Wohnkessel misst etwa einen Meter im Durchmesser. Die Biberfamilie besteht aus den Eltern und häufig zwei Generationen von Jungbibern. Kommen im Frühling junge Biber auf die Welt, müssen die zweijährigen Biber ausziehen. Sie müssen jetzt ihr eigenes Zuhause suchen. Die Bibereltern bleiben ein Leben lang zusammen. Die Biberbabys werden zwei Monate lang gesäugt. Während den ersten vier bis fünf Wochen bleiben sie im trockenen Bau. Danach beginnt das Schwimmtraining zuerst im Eingangsbereich, später im tiefen Wasser. Während rund einem Jahr werden sie von den Eltern und Geschwistern beaufsichtigt. Mit zwei Monaten fressen sie Pflanzen und mit einem Jahr können sie bereits Äste durchnagen.

Das Bibermenu

Der Biber ist Vegetarier. Er braucht knapp ein Kilo Futter am Tag. Im Sommer frisst er sich quer durchs grosszügige Nahrungsangebot. Auf seinem Speiseplan stehen krautige oder verholzte Pflanzen, wie zum Beispiel Löwenzahn oder Brennnesseln, Seerosen, Knollen und Wurzelstöcke von Schwertlilien. Gerne holt er sich auch Feldfrüchte, Zuckerrüben oder Maiskolben und im Herbst bereichert das Fallobst seinen Speiseplan. Im Winter nagt er an Baumrinden (Weidenrinden), weshalb in der Winterzeit die Nagespuren und somit das Biberrevier besser zu sehen sind. Biber halten keinen Winterschlaf. Sie legen Wintervorräte an. Sie sammeln Äste und legen diese unter Wasser in den Eingangsbereich ihres Baus. Oft rammen sie diese in den Boden, damit sie nicht davon geschwemmt werden.

Ewiger Baumeister

Der Biber ist nie zufrieden mit seinem Heim. Mit neuen Ästen verbessert oder vergrössert er ständig etwas an seinem Zuhause. Sobald das Wasser sinkt oder steigt, passt er seinen Bau an. Er ist besorgt, dass der Wohnkessel absolut trocken ist und seine Fluchtwege immer unter Wasser bleiben. Im Englischen gibt es die Redensart: „work like a beaver“ (“arbeiten wie ein Biber”). Biber sind die einzigen Tiere, die ihren Lebensraum selbst gestalten. So kann der Biber einen langweiligen Flusslauf in ein paradiesisches Feuchtgebiet verwandeln. Er schafft damit neuen Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere.

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