Ukrainische Rettungskräfte arbeiten am Ort eines Luftangriffs auf ein neunstöckiges Wohnhaus in Kiew, Ukraine, am 17. Juni 2025, inmitten der russischen Invasion.
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Warum sich Russland und die Ukraine bekriegen

26.08.2025
Emil Georg Hager
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Russland hat die Ukraine am 24. Februar 2022 mit einem gross angelegten militärischen Angriff überfallen. Seit rund zweieinhalb Jahren tobt ein unerbittlicher Krieg. Warum dies geschehen ist, darüber ranken sich verschiedenste Gründe. Und wenn überhaupt, dann weiss es höchstens der russische Machthaber Wladimir Putin.

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Der Ukraine-Krieg ist ein seit langem anhaltender Konflikt.
  • Politische Gründe wurden und werden ins Feld geführt.
  • Wohl aber sind es Streben nach finanziellem Gewinn und Ausbeutung von Rohstoffen, die den Krieg verursachen und Menschenleben fordern.

Eigentlich begann der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine bereits 2014, als Russland die Halbinsel Krim im Süden der Ukraine annektierte und pro-russische Separatisten im Osten des Landes unterstützte. Dies führte zu einem regionalen bewaffneten Konflikt, der als Teil der Ukrainekrise bekannt wurde.

Erst die NATO…

Was zuerst als Grund für den Krieg ins Feld geführt wurde, war die Annäherung der Ukraine sowie deren Absicht, der NATO beizutreten. Die Beziehungen zwischen dem Militärbündnis und der Ukraine gehen auf das Jahr 1992 zurück. Zwei Jahre später begann die Ukraine an der Partnerschaft für den Frieden teilzunehmen. Nach der russischen Annexion der Krim 2014 und dem Beginn des Kriegs im Donbas gab die Ukraine ihre vormalige Neutralität auf und begann, eine vollständige Westintegration einschliesslich einer NATO-Mitgliedschaft anzustreben.

Dies wiederum passte Wladimir Putin überhaupt nicht. Das westliche Militärbündnis in unmittelbarer Nähe Russlands stellt für ihn eine Bedrohung dar. Die Ablehnung Russlands gegenüber der NATO-Osterweiterung wurzelt im Kalten Krieg, in dem der Warschauer Pakt bis 1991 unter der Führung der Sowjetunion das Gegenstück zu den USA und ihren NATO-Verbündeten bildete. Mit Polen, Tschechien und Ungarn traten 1999 die ersten Staaten aus dem ehemaligen Warschauer Pakt aus und der NATO bei. Bis 2020 folgten weitere elf Staaten. Dass dann die Ukraine entsprechende Absichten hegte, war dem russischen Machthaber zu viel.

… dann die EU

Kam dazu, dass sich die Ukraine ebenfalls ernsthaft überlegte, der EU beizutreten. Anfang des Jahres 2019 verankerte das ukrainische Parlament mit einer Mehrheit von 334 der 450 Abgeordneten in der Verfassung des Landes eine „strategische Orientierung der Ukraine zum vollständigen Beitritt zur EU und der NATO“. Mit dem am 24. Februar 2022 begonnenen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wurde der Ruf nach einem baldigen Beitritt der Ukraine in die EU immer lauter, insbesondere seit sich abzeichnet, dass ein NATO-Beitritt aufgrund des massiven Drucks aus Russland im Zeichen des Krieges zunächst nicht mehr angestrebt werden kann.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die EU wiederholt um eine rasche Aufnahme seines Landes in die EU gebeten und wenige Tage nach Beginn der russischen Invasion bei der EU einen Beitrittsantrag eingereicht. Offiziell hatte selbst Putin nichts gegen einen Beitritt der Ukraine zur EU - oder mindestens gab er sich so…

Wohl aber vor allem geschäftliche Interessen

Nun trat Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit ins Spiel. Donald Trump ist nicht unbedingt Politiker, jedoch ein Machtmensch und mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann. Er nimmt nichts in die Hand, bei dem er nicht verdienen kann. Der Ort Schewtschenko liegt in Donezk, einer der vier ukrainischen Regionen, die Moskau als sein eigenes Territorium beansprucht. Dort befindet sich eines der grössten Lithiumvorkommen in der Ukraine. Es liegt in einer Tiefe, die einen kommerziellen Abbau ermöglicht. Sehr grosse Vorkommen an seltenen Erden sind ein Trumpf, den die Ukraine bieten kann. Das Land verfügt über reiche fossile Rohstoffvorkommen und seltene Mineralien. Es besitzt Kohlevorkommen im Wert von 1,5 Billionen Euro und Erdgas von 72 Milliarden Euro. In den von Russland derzeit besetzten Gebieten der Ukraine werden die Bodenschätze auf über 12 Billionen US-Dollar geschätzt. Das weiss US-Präsident Donald Trump ebenso gut wie sein russischer Kollege Wladimir Putin.

US-Präsident Donald Trump hat erklärt, er wolle, dass die Ukraine im Gegenzug für seine militärische Hilfe grosse Mengen wichtiger Bodenschätze an die USA abgibt. Tatsächlich aber ist es der russische Präsident Wladimir Putin, der immer mehr Kontrolle darüber erlangt und sich die entsprechenden Bodenschatz-Gebiete so gut wie gesichert hat. Ob sich da die beiden Staatsmänner bei ihrem kürzlichen, nach aussen fröhlichen, Zusammentreffen in Alaska geeinigt haben, wie diese aufzuteilen wären, ist fraglich. Öffentlich lassen sie sich nichts entlocken, aber die riesigen Vorkommen dieser Bodenschätze im Osten der Ukraine lassen darauf schliessen, dass diese eher der Grund für Kriegstreiber Putin waren als NATO- und EU-Beitritt. Erinnern wir uns an den Krieg im Irak oder auch in Libyen, wo es nicht unbedingt um die damaligen Machthaber ging, sondern eher um die Ölvorkommen…

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