Der orthodoxe Priester Mihai, links, haelt die orthodoxen Weihnachtsmesse fuer etwa 150 Glaeubige, vor allem orthodoxe Russen und Serben, in Lugano am Mittwoch, 6. Januar 2016.
KEYSTONE

Warum findet die orthodoxe Weihnacht am 6./7. Januar statt?

07.01.2025
AGu
Hören Sie

Die in Osteuropa und Westasien am meisten gelebte christliche Kirche ist unter dem Namen «orthodoxe Kirche» bekannt. Die orthodoxe Kirche feiert Weihnachten noch verbreitet nach dem julianischen Kalender. Dieser ist gegenüber dem gregorianischen Kalender ca. 13 Tage hinterher. Somit fällt der Weihnachtsbeginn auf den 6. Januar. Etliche Länder haben in den letzten Jahren auf unseren aktuellen gregorianischen Kalender umgestellt und feiern Weihnachten nun auch am 24./25. Dezember.

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Die christlich orthodoxe Kirche ist in Osteuropa und Westasien stark verbreitet.
  • Sie feiert ihre Festtage noch heute in vielen Ländern nach dem julianischen Kalender. Der heute gebrauchte Kalender heisst gregorianischer Kalender, er hat den julianischen Kalender 1582 abgelöst.
  • Ikonen sind Bilder mit Abbildungen von Jesus, Maria und den Heiligen. Die Bedeutung ist vergleichbar mit dem Kreuz Jesus Christus.
  • Das Weihnachtsfest wird traditionell nach alten überlieferten Bräuchen gefeiert, die von Region zu Region sehr verschieden sind.

Orthodoxe Kirche

Die in Osteuropa und Westasien stärkste christliche Kirche ist unter dem Namen „Orthodoxe Kirche“ bekannt. Sie entstand zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert aus einer Spaltung zwischen den Christen im Westen und denen im Osten. In der orthodoxen Kirche legt man viel Wert auf die Glaubenstraditionen der Bibel und den früheren Kirchenführer. Flächige Bilder von Jesus, Maria oder den Heiligen sind von grosser Bedeutung und werden Ikonen genannt. Sie sollen den Menschen helfen, bildlich und mit den Sinnen die Religion zu erfassen. Diese Ikonen sind vergleichbar mit dem Kreuz Jesus Christus im Christentum. Ikonen sind in Kirchen, am Wegrand oder zu Hause zur privaten Anbetung aufgestellt. Den Papst erkennt die orthodoxe Kirche nicht als Oberhaupt der Kirche an. In der orthodoxen Kirche sind alle Bischöfe gleich. Den Ehrenvorsitz hat der Patriarch von Konstantinopel (heute Istanbul). Er steht aber nicht über den anderen. Er gilt als „Erster unter Gleichen“. Entscheidungen werden in Versammlungen getroffen.

Die Kalender: julianischer und gregorianischer Kalender

Der julianische Kalender ist einer der ältesten Kalender, die sich nach der Sonne richten. Er ist der Vorläufer des heute gebräuchlichen gregorianischen Kalenders. Der julianische Kalender wurde 45 v. Christus von Julius Caesar - daher der Name - im Römischen Reich eingeführt. Anfang 1582 wurde der julianische Kalender schrittweise durch den gregorianischen Kalender ersetzt, benannt nach dem damaligen Papst Gregor XIII, der ihn verordnete. Zwischen den Kalendern besteht ein Unterschied von 13 Tagen. Der julianische Kalender läuft 13 Tage hinter dem gregorianischen nach.

Das Weihnachtsfest und seine Bräuche

In orthodoxen Glaubensgemeinschaften haben Brauch, Tradition und die Familie eine grosse Bedeutung. Das Weihnachtsfest unterscheidet sich wenig von dem uns bekannten. Die Kinder dürfen sich auch über Geschenke freuen. Eine Festmahlzeit wird gekocht. Dieses Essen kann von Region zu Region sehr verschieden sein. Seit jeher wird der Tisch mit einem weissen Tischtuch zum Zeichen der Reinheit gedeckt. Vor den Weihnachtstagen wird gefastet, je nach Gegend kann diese Fastenzeit von einem bis zu mehreren Tagen dauern. In diesen Tagen gibt es kein Fleisch, keine Milch und Eier und sicher keine Weihnachtsguetzli. Gegessen wird erst nach Sonnenuntergang, wenn der erste Stern am Himmel erstrahlt. Das Festmahl wird meistens erst nach dem Besuch eines Gottesdienstes eingenommen. Davor gibt es zum Beispiel in Russland einen süssen Brei, genannt Kutja, aus Rosinen, Mohn, Honig, Zucker und Nüssen. Dieser Brei verkürzt die Wartezeit bis zum richtigen Essen nach dem Gottesdienst, der lange dauern kann. In Ungarn gibt es Krautrouladen und Fischsuppe. In Serbien wird Stroh – das Weihnachtsstroh - im Wohnzimmer verteilt, wo die Kinder dann die versteckten Süssigkeiten und Münzen suchen dürfen. An einigen Orten werden die Häuser mit Eichenzweigen anstelle eines Christbaums geschmückt. Diese Äste stellen das Holz im Stall von Bethlehem dar. Die Städte und Dörfer bleiben meist bis in den Februar hinein geschmückt und beleuchtet.

Vielerorts werden die kirchlichen Feste vom julianischen Kalender auf den gregorianischen Kalender angepasst. Im vergangenen Jahr hat zum Beispiel die Ukraine diese Umstellung vollzogen. Somit feiern immer mehr Christen das Weihnachtsfest am 24./25. Dezember.

Arbeitsmaterial

Helfen Sie uns, Chinderzytig werbefrei und frei zugänglich zu halten!

Wir von der Chinderzytig möchten die Lesefreudigkeit fördern und nicht einschränken. Deshalb stellen wir unseren Inhalt gratis zur Verfügung.

Unterstütze uns