Personenfreizügigkeit: Infiziert Corona unser Stimmverhalten?

1.07.2020
Georg Stalder
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Wie viele Leute dürfen in Zukunft noch in die Schweiz einwandern? Darüber stimmt die Schweiz im September ab. Die Corona-Krise hat vielleicht einen grossen Einfluss auf das Ergebnis.

Ein Jahr hat 52 Sonntage. Doch nicht jeder Sonntag ist gleich wichtig. Der Sonntag vom 27. September 2020 gehört sicherlich zu den wichtigen. Die Schweiz stimmt an diesem Tag darüber ab, wie viele Leute in Zukunft in die Schweiz kommen dürfen. Es geht um die «Begrenzungs-Initiative».

Die Initiative will die Einwanderung «begrenzen». Sie will den Vertrag über die Personenfreizügigkeit kündigen. Das ist ein Vertrag zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU). Im Vertrag steht, wer alles in die Schweiz einwandern darf.

Eine ewige Diskussion

Für die Schweizer Volkspartei SVP sind das zu viele Leute. Die Partei möchte den Vertrag kündigen und neue, strengere Gesetze einführen. Sie sagt: Die Leute aus der EU nehmen den Einheimischen die Arbeitsplätze weg.

Alle anderen grossen Parteien und der Bundesrat sind gegen die Kündigung des Vertrags. Sie wollen, dass der Vertrag weiterläuft. Sie sagen: Die Schweiz braucht gut ausgebildete Leute aus dem Ausland. Die Schweizer Firmen können sonst nicht mehr so gut arbeiten. Und es gibt keine Beweise, dass Leute aus dem Ausland den Schweizerinnen und Schweizern wirklich die Arbeit wegnehmen.

Die Diskussion über die Einwanderung gibt es schon länger. Im Jahr 2014 und 2016 hat die Schweiz über ähnliche Initiativen abgestimmt. Der Vertrag mit der EU wurde damals aber nicht gekündigt.

Voting during Coronavirus pandemic
Jernej Furman
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CC BY 2.0

Angst ändert unser Verhalten

Doch mit Corona ändert sich das vielleicht. Es ist eine besondere Stimmung im Land. Die Wirtschaft läuft nicht mehr so gut, die Arbeitslosigkeit steigt. Viele Leute haben Angst vor der Zukunft. Das führt vielleicht dazu, dass sie anders abstimmen.

Wenn Angst besteht, verhält man sich anders. Das hast du bestimmt auch schon bemerkt, z.B. in der Schule oder in der Freizeit: Wer Angst hat, zieht sich zurück und möchte lieber allein sein. Alles ist negativ und wird immer schlimmer. Wenn man aber gut gelaunt ist, dann geht man auf Leute zu, möchte reden und neue Sachen ausprobieren.

Genau das passiert auch bei Abstimmungen und Wahlen. Wer Angst hat, stimmt anders, als wer sich freut und positiv in die Zukunft schaut. Länder ziehen sich in Krisensituationen häufig zurück. Sie schliessen die Grenzen und brechen den Kontakt mit anderen Ländern ab.

Beginnt mit Corona eine neue Zeit?

Corona ist so eine Krise. Viele Leute haben Angst vor der Zukunft bekommen. Sie fürchten, ihre Arbeit oder ihren Wohlstand zu verlieren. Die Stimmung ist anders als vor einem halben Jahr. Und in dieser negativen Stimmung kommt nun die wichtige Abstimmung über den Vertrag mit der EU. Vielleicht beeinflusst das Virus also, wie wir in Zukunft mit anderen Ländern zusammenarbeiten und wie offen wir gegenüber anderen Ländern sind.

Nun bist du an der Reihe

Wie verhältst du dich, wenn du vor etwas Angst hat? Ist dieses Verhalten gut oder schlecht in dieser Situation? Ist Angst ein guter Ratgeber?

Sprich darüber – und melde dich doch auch bei uns. Entweder mit einem Kommentar in der Kommentarspalte, auf Facebook oder durch unser Kontaktformular. Wir freuen uns auf Rückmeldungen.

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