Dem Untergang geweiht? – Bootsflüchtlinge auf dem Weg nach Europa

25.03.2020
Jolan Ziörjen
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Getrieben von Armut oder Krieg in ihrer Heimat, versuchen Tag für Tag junge Afrikaner mit Schlauchbooten das Mittelmeer zu überqueren. Sie haben die grosse Hoffnung, in Europa ein besseres Leben zu beginnen. Aber die Reise ist extrem gefährlich und nicht selten kommt es zu tragischen Unfällen, wobei immer wieder Flüchtlinge sterben. Die europäische Union (EU) will aber keine eigenen Kriegsschiffe zur Rettung dieser Menschen einsetzen. Was sind wohl ihre Gründe?

Mit dem sogenannten Schengen-Abkommen wurde 1990 die Einreise für Afrikaner nach Europa stark erschwert. Deshalb versuchen immer mehr Menschen aus verschiedenen afrikanischen Ländern illegal einzureisen. Ihre Reise übers Mittelmeer starten viele Migranten aus Afrika in Libyen, Marokko, Algerien oder Tunesien.

Die gefährliche Reise übers Mittelmeer

Von dort versuchen sie mit einfachen Booten das Mittelmeer zu überqueren. Während dieser Reisen kommt es oft vor, dass die schlecht ausgerüsteten Flüchtlingsboote in gefährliche Situationen geraten. Nicht selten sind die Boote so überfüllt, dass Menschen ins Meer fallen und ertrinken. In anderen Fällen sind die Motoren der Boote in einem so schlechten Zustand, dass sie mitten im Meer den Geist aufgeben. Die Menschen treiben dann ohne genügend Wasser und Nahrung im Mittelmeer und können nicht mehr ans Land gelangen. In solchen Situationen kamen ihnen oft Schiffe der europäischen Küstenwache zu Hilfe und brachten sie nach Europa. In Europa konnten die Migranten dann einen Antrag stellen, dass sie im Land bleiben durften (Asylantrag). Für die europäischen Länder stellte sich aber das Problem, dass abgelehnte Personen nicht in ihr Herkunftsland zurückgebracht werden konnten. Der Grund dafür ist, dass die Herkunftsländer ihre eigenen Bürgerinnen und Bürger nicht mehr aufnehmen wollen und eine Rückkehr nicht erlauben. Viele Flüchtenden sind so gestrandet in einer Sackgasse: zurück dürfen und wollen sie nicht mehr, vorwärts dürfen sie jedoch ebenfalls nicht. Was bleibt ist das Leben in Auffanglagern in Lampedusa oder auf Lesbos (Kinder von Moria).

Mediterranean mirgrant map
UNHCR

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Durch die neuen Bestimmungen des Schengen-Abkommens gerieten die europäischen Staaten in ein Dilemma. Einerseits wollte die EU ihre Grenzen am Mittelmeer vor illegalen Migranten schützen. Andererseits mussten sie wegen des internationalen Seenotrechts den Flüchtlingen helfen: Sie also auf ihre Schiffe nehmen und nach Europa in Sicherheit zu bringen. Was die EU ja eigentlich durch den Einsatz ihrer Kriegsschiffe verhindern wollte. Flüchtlinge die aber keine Gründe hatten, in ihren Heimatländern einer Gefahr ausgesetzt zu sein, hatten kein Recht in Europa zu bleiben. Diese konnten aber auch nicht in ihre Herkunftsländer zurückgebracht werden, weil ihnen dieser Weg versprerrt blieb. Aus diesem Grund entschied sich die EU gegen den Einsatz von eigenen Kriegsschiffen, um Flüchtlinge auf dem Mittelmeer zu bei von ihrer Überfahrt abzuhalten.

Stattdessen entscheiden sich die Europäer, in den afrikanischen Länder die Küstenwachen auszubauen. Die afrikanischen Länder (speziell Libyen, Marokko und Tunesien) sollen die Schliessung der Grenzen am Mittelmeer übernehmen. Dadurch werden die Flüchtlinge automatisch nach Nordafrika (meist Marokko, Tunesien und Libyen) zurückgebracht. Die Afrikanischen Küstenwachen sind sehr oft korrupt. Das heisst, dass die Grenzwächter sich von den Flüchtlingen bezahlen lassen, um sie nicht an der Ausreise zu hindern. In anderen Worten können die meisten Flüchtlinge trotzdem über die Grenze, wenn sie die Grenzwächter dafür bezahlen.

Die Rettung von Menschenleben oder die Rettung der Grenzen

Oft wird die EU von Menschenrechtsorganisationen oder von Zeitungen für ihren Entscheid kritisiert, da Sie die Flüchtlinge nur von der Einreise abhalten wolle und ihr die Menschenleben egal seien. Sie verzichte bewusst darauf, Menschen in Not zu helfen. Zusätzlich hindere sie die Menschen an der Flucht, die wirklich in ihrem Heimatland einer Gefahr ausgesetzt seien. Andererseits ist es aber auch wichtig, die Grenzen vor illegaler Migration zu schützen, damit nicht einfach jeder nach Europa einreisen kann. Es geht also darum was wichtiger ist, das Retten von Menschenleben oder der Schutz der eigenen Grenzen im Mittelmeer.

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