Tiger King - zwischen Mördern, Spinnern und Wahnsinn

24.04.2020
Lars Ziörjen
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Eine Dokumentation auf Netflix, spannend wie ein Krimi, durchgeknallt wie wenig Anderes, sorgt für Aufruhr. Selten hat eine Dokumentation so grossen Erfolg und eine so grosse Internet-Fangemeinde in so kurzer Zeit gewonnen. Warum? Was reizt an Verrückten, speziellen Menschen mit krimineller Geschichte? Was reizt an einer Sendung, deren Ende man nach wenigen Minuten bereits kennt?

Häufig sind Serien erfolgreich, wenn es um folgende Dinge geht: Gewalt, Kriminalität, spezielle Hauptdarsteller, Ungewöhnliches. Tiger King vereint alles. Es geht um Joe Exotic, der in den USA einen Wildtierpark führte, zeitweise mit mehr als 200 Raubkatzen (Tigern). Es geht um schlechte Zustände für die Tiere in Gefangenschaft, Konkurrenzkämpfe mit anderen Zoobesitzern - und Geld. Joe Exotic, der Star dieser Serie, ist dabei aussergewöhnlich, verrückt, ein Waffennarr, konsumiert Drogen und will der erste homosexuelle Präsident werden.

Die Serie bringt in Zeiten von Corona die erwünschte Ablenkung

In der heutigen Zeit ist nichts mehr normal. Da passt eine Serie über Menschen, die unbekannt und ungewohnt und noch viel weniger normal daherkommen, als alles, was man bisher kannte. Die Serie, die auf einer wahren Geschichte basiert, handelt nicht nur von Drogen, Kämpfen und Gewalt - sondern auch von einer miesen Tierhaltung in Zoos für Raubkatzen (siehe dazu den Artikel und das Arbeitsmaterial zum Blickwinkel 14/2020).

Der Erfolg gibt Netflix recht. Das Publikum sehnt sich nach leichter Kost, nach Ablenkung. Geld, Gewalt, Konflikte, Verrücktheit - die Zauberformel für erfolgreiches Fernsehen!?

A tiger laying in a metal cage with a concrete floor
Mark Carlo Allones

Kein Anspruch auf intelligentes Dokumentieren

Ja, die Serie ist sehr erfolgreich. Ja, die Serie kann Spass machen - und süchtig. Aber nein, die Serie ist nicht sonderlich lehrreich. Okay, vermutlich hat man noch selten von den Menschen etwas wahrgenommen, die Raubtierzoos führen. Das ist neu. Doch weder werden die Streitereien zwischen den beteiligten Personen besonders bewertet, noch wird die Tierhaltung kritisch angeschaut. Es geht um das sogenannte Trash-TV (“Abfall-TV”; TV, um die Zeit sinnlos verstreichen zu lassen). Das ist, wie immer Geschmackssache.

Tatsache ist: Allein in den USA leben 5000 bis 10'000 eingesperrte Tiger; in Freiheit sind es nur gerade etwa 4000. Weitere Infos dazu findest du bei Tierschutzorganisationen, wie z.B. Peta: https://www.petazwei.de/tiger-king

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