Was ist los in Venezuela?

12.05.2020
Natalie Hald
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Venezuela ist reich an Rohstoffen. Es hat die grössten Erdölvorkommen der Welt und trotzdem lebt der grösste Anteil der Bevölkerung in Armut und leidet unter Hunger. Genau genommen, sehen sich heute zwei Personen als Präsident Venezuelas. Doch was bedeutet das und wie kam es dazu?

Gestern

In den 1990er Jahren steckte das Land in der Krise. Den Menschen ging es schlecht – viele litten unter Hunger. Dann kam Hugo Chávez. Er versprach dem Volk, die Beendigung der Armut. 1998 wurde Chávez zum Präsidenten gewählt. Viele Versprechen löste er ein: Senkung der Armut, Bau von Wohnungen und öffentliche Schulen sowie Verbesserung der medizinischen Versorgung. Dank den Erdöleinnahmen war dies möglich. Sobald der Erdölpreis sank, mussten die Sozialprogramme für die arme Bevölkerung gestrichen werden. Gegen Ende der Regierungszeit von Chávez sanken die Einnahmen aus dem Erdöl stark. 2013 starb Chávez an Krebs. Nicolás Maduro, der Vizepräsident von Chavez, übernahm die Aufgabe des Präsidenten. Er ist bis heute Präsident Venezuelas.

Heute

Nach der Machtübernahme Maduros sanken die Erdöleinnahmen weiter. Der Staat verschuldete sich massiv. Aufgrund der sinkenden Staatseinnahmen können die Sozialprogramme für die arme Bevölkerung nicht mehr finanziert werden. Die Bevölkerung kann mit ihrem Lohn nicht mehr genügend Lebensmittel und die notwendigen Medikamente kaufen. Denn viele Lebensmittel und Medikamente werden aus dem Ausland importiert und sind darum teuer. Viele Supermärkte waren seit 2017 sogar leer. Die Folgen sind Hunger und medizinische Unterversorgung. Die Armut nahm in den letzten Jahren stark zu. Darum sind bis heute mehrere Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner in die umliegenden Länder geflüchtet.

Portrait of Nicolás Maduro
Eneas De Troya
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CC BY 2.0

Im Januar 2019 liess ein neuer Mann von sich sprechen: Juan Guaidó. Er sagte, dass die Wiederwahl des aktuellen Präsidenten Maduro nicht gültig sei und ernannte sich selbst zum Präsidenten. Er versprach, die katastrophale Lage der Menschen zu verbessern. Viele Staaten anerkannten ihn als Präsidenten. Guaidó rief das Volk zu Protesten gegen Maduro auf. Anfangs verzeichnete Guaidó damit Erfolge. Die Venezolaner und Venezolanerinnen gingen auf die Strasse und forderten den Rücktritt des Präsidenten Maduro.

Doch seit Mitte 2019 hat Maduro das Verbot US-Dollar zu verwenden aufgehoben. Zudem wurden die Zölle für Importwaren, wie Lebensmittel und Medikamente, aus dem Ausland gestrichen. Die Preise sanken. Damit löste er ein kleines Wirtschaftswunder aus. Es entstanden zahlreiche Läden mit Importwaren, in denen mit Dollar bezahlt werden konnte. Viele geflüchtete Venezolanerinnen und Venezolaner schicken ihren Verwandten in Venezuela Geld – meist US-Dollar. Mit diesen US-Dollar können die Verwandten in den neuen Läden Waren kaufen. Damit hat sich die Lage in Venezuela ein wenig stabilisiert.

Morgen?

Guaidó, der selbst ernannte Präsident, schafft es nicht mehr, die Menschen zum Demonstrieren zu ermutigen wie noch vor einem Jahr. Die Wahrscheinlichkeit, dass Präsident Maduro gestürzt wird, ist somit gesunken. Klar ist, der Präsidentensitz ist nur für eine Person bestimmt. Wer am Ende sich als alleiniger Präsidenten nennen kann, ist nach wie vor offen.

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