Thea Mauchle, Praesidentin der Behindertenkonferenz Kanton Zuerich, steigt in ihrem Rollstuhl in den neuen Fernverkehr-Doppelstockzug der SBB 'FV-Dosto' im Hauptbahnhof in Zuerich, aufgenommen am Montag, 26. Februar 2018.
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Barrierefreiheit in öffentlichen Verkehrsmitteln

6.06.2024
Camila Gonçalves
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Was heisst Barrierefreiheit? Ist der öffentliche Verkehrt in der Schweiz barrierefrei? Was braucht es dafür?

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Barrierefreiheit bedeutet, dass etwas für alle Menschen zugänglich ist.
  • Trotz des Behinderten-Gleichstellungsgesetzes sind viele Bahnhöfe und Stationen nicht für alle zugänglich.
  • Die Umsetzung liegt bei verschiedenen Verantwortlichen und benötigt viel Geld.

Barrierefreiheit bedeutet, dass Gebäuden, Arbeitsplätze, Bahnhöfe, Verkehrsmittel, Dienstleistung und vieles weitere für alle Menschen zugänglich sind. Es muss für alle ohne fremde Hilfe erreichbar oder machbar sein. Ein Beispiel dafür sind Züge. Oft können Menschen, die z.B. auf einen Rollstuhl angewiesen sind, wegen der hohen Trittbretter nicht allein in den Zug steigen. In diesem Fall sind diese Züge nicht barrierefrei. Es gibt auch den Begriff Barrierearmut. Dieser bezeichnet Orte oder Gegenstände, die annähernd barrierefrei sind.

Inwiefern ist der ÖV in der Schweiz barrierefrei oder inwiefern eben nicht?

Vor fast 20 Jahren ist das Behinderten-Gleichstellungsgesetz in Kraft getreten. Darin steht, dass bis Ende 2023 der ÖV schweizweit barrierefrei sein soll. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Heute sind rund 60% der Bahnhöfe so ausgebaut, dass Menschen mit Behinderungen diese selbstständig nutzen können. Beim sogenannten strassengebundenen ÖV (also Busse, Trams, Postautos etc.) sind erst etwa 30% der Stationen barrierefrei. Für das Jahr 2024 wurden für nicht umgebaute Bahnhöfen Hilfsmassnahmen getroffen. Wer beispielsweise nicht allein in einem SBB-Zug einsteigen kann, kann sich bis eine Stunde vor Abfahrt des Zuges bei der SBB anmelden. 10 Min vor Abfahrt wartet dann jemand am gewünschten Bahnhof und hilft der Person, in den Zug zu steigen. Bei Bahnhöfen oder Stationen, die gar nicht barrierefrei sind, werden Shuttlebusse zur Verfügung gestellt, die Personen mit Behinderungen zur nächsten barrierefreien Station bringen.

Was braucht es für Barrierefreiheit?

Eines der grössten Hindernisse ist Geld. Für jeden Umbau werden Kredite benötigt, die teilweise von der Schweizer Bevölkerung genehmigt werden müssen. Auch werden sogenannte Niederflur-Fahrzeuge benötigt, oder die Perrons müssen höher gebaut werden. Ein weiteres Hindernis ist, dass verschiedene Organisationen und Ämter für die Umsetzung der Barrierefreiheits-Massnahmen zuständig sind, beispielsweise die SBB oder BLS bei Bahnhöfen und Zügen. Bei Bushaltestellen sind jedoch die Kantone und Gemeinden zuständig, teilweise auch private Firmen. Auch können nicht nur Verkehrsmittel nicht barrierefrei sein, sondern auch Billettautomaten oder Anzeigetafeln. Um einen vollumfänglich barrierefreien Bahnhof zu haben, muss vieles beachtet werden. Vor allem sollten Menschen mit Behinderung eine Stimme bekommen, um das einfordern zu können, was sie brauchen und ihnen zusteht.

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