Corona Ade?

6.04.2022
Nicole Emch
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Seit letztem Freitag sind in der Schweiz auch die letzten Corona-Massnahmen abgeschafft. Nur vereinzelt, zum Beispiel in vielen Spitälern, muss noch Maske getragen werden. Wir sind zurück in der «normalen Lage». Ist das Corona-Virus also Vergangenheit?

Nein, es ist kein Aprilscherz. Seit dem 1. April 2022 ist die Schweiz zurück in der «normalen Lage». Die Corona-Massnahmen, welche uns die letzten zwei Jahre begleitet haben, sind Geschichte. Gemütlich Popcorn essen im vollbesetzten Kino-Saal; ohne Covid-Zertifikat in die Disco oder ins Restaurant; keine bösen Blicke mehr, wenn man es gerade noch in den abfahrenden Bus schafft und die Maske noch nicht perfekt sitzt und im Zug sieht man plötzlich wieder, wem man gegenübersitzt. Ja, all diese früher so «normalen» Dinge sind wieder zurück. Auf einmal ist es schnell gegangen, obwohl noch im Januar und Februar Rekord-Neuansteckungen gemeldet wurden. Nachdem bereits vor ein paar Wochen die meisten Massnahmen aufgehoben wurden, gilt seit letztem Freitag auch keine Maskenpflicht mehr im ÖV und wer positiv getestet wird, muss nicht mehr in Isolation.

Viele freuen sich über diese Entwicklung, diese Rückkehr zur Normalität. Für andere geht es etwas zu schnell vorwärts. Sie sind verunsichert, befürchten, dass zu früh gelockert wird. Schon ein paar Mal hatten wir in dieser Pandemie das Gefühl, das Corona-Virus im Griff zu haben. Jedes Mal kam es mit voller Wucht zurück. Und auch jetzt stecken sich immer noch jeden Tag viele mit dem Virus an. Anders als in früheren Phasen der Pandemie sind die Krankheitsverläufe aber meistens mild, die Spitäler sind nicht mehr überlastet. Viele sind immunisiert, entweder weil sie geimpft sind oder bereits eine Corona-Erkrankung durchgemacht haben. Dem Bundesrat genügte das, um zurück zur Normalität zu gelangen, er beendet die «besondere Lage» und gibt somit auch die besonderen Rechte und Pflichten ab, die er lange Zeit innehatte.

In den Zeitungen und am Radio wurde das Corona-Virus schon seit dem Einmarsch von Russland in die Ukraine etwas an den Rand gedrängt. Mit dem Ende der Massnahmen scheint die Pandemie nun definitiv in den Hintergrund zu rücken. Doch haben wir den Kampf gegen das Virus wirklich gewonnen?

Wie geht es weiter?

Experten und Expertinnen sind sich einig. Das Corona-Virus wird nicht verschwinden. Es ist deshalb wichtig, dass wir lernen, damit zu leben. Dazu gehört, dass Strukturen und Strategien erhalten bleiben, so dass man schnell reagieren könnte, falls es nötig wäre. Zum Beispiel soll schnell wieder geimpft und getestet werden, oder falls nötig auch das Contact-Tracing hochgefahren werden. In der «normalen Lage» sind dafür jetzt aber wieder die Kantone zuständig. Viele Fachleute gehen davon aus, dass in Zukunft immer wieder Ansteckungswellen auf uns zukommen werden. Gerade auch saisonal wie wir es von den Grippe-Viren bereits kennen. Im Winter, wenn es kälter wird, werden sich mehr Leute anstecken. Im Sommer, wenn sich das Leben vielfach draussen abspielt, ist das Risiko kleiner. Neue Massnahmen sind also nicht ausgeschlossen. Ganz so extrem wie noch im Frühling 2020 als das öffentliche Leben während einiger Wochen komplett stillstand, soll es aber nicht mehr werden.

Viel haben wir erlebt und viel gelernt in dieser schwierigen Zeit. Viele Chefinnen und Chefs haben gesehen, dass ihre Mitarbeitenden auch im Home-Office gute Arbeit leisten. Viele Besprechungen liessen sich problemlos online durchführen. Für Geschäftsreisen muss man in Zukunft also vielleicht nicht mehr immer um die halbe Welt fliegen. In den ersten Wochen des Lockdowns waren einige froh über die «Entschleunigung» im Leben, die Tatsache, dass man mal wieder Zeit für sich hatte. Für andere waren es hingegen besonders belastenden Wochen und Monate. Die Leute in den Spitälern, das Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte gelangten an ihre Grenzen. Ebenso Mütter und Väter, die von zuhause aus, Arbeit, Kinderbetreuung und Familienleben unter einen Hut bringen mussten.

Die Pandemie hat deshalb auch grosse Diskussionen ausgelöst, darüber wie wir als Gesellschaft funktionieren. Darüber, was sich ändern müsste in Zukunft. Mehr Lohn für das Pflegepersonal, mehr Platz und Ruhe für die Natur, weniger Flugreisen etc. Die Zeit wird zeigen, ob wir unser Verhalten dauerhaft ändern, oder ob wir sehr schnell wieder in der alten Realität ankommen.

Nun bist du dran

Wie geht es dir mit der neuen Lage? Freust du dich, dass alle Massnahmen aufgehoben wurden, oder ist dir eher etwas mulmig zumute? Auf was freust du dich am meisten, das du in den letzten zwei Jahren nicht machen konntest? Und gibt es etwas aus der Corona-Zeit, dass du auch für die Zukunft beibehalten möchtest?

Sprich darüber – und melde dich doch auch bei uns. Entweder mit einem Kommentar in der Kommentarspalte, auf Facebook oder durch unser Kontaktformular. Wir freuen uns auf Rückmeldungen.

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