Das Ende einer Grossbank

22.03.2023
Lars Ziörjen
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Die Schweiz ist das Land der Banken. Selbst in Kinofilmen wird oft damit geprahlt, dass man ein Konto in der Schweiz hat. Unser Land gilt als stabil, sicher und vertrauenswürdig, besonders wenn es um Banken geht. Nun ist eine Institution gefallen: die Credit Suisse. Was bedeutet das?

Wir haben einige Banken in der Schweiz. Die zwei wohl bekanntesten und wohl auch grössten sind die UBS und die CS. Die “Union Banque of Switzerland (UBS)” hat nun am vergangenen Sonntag die “Credit Suisse (CS)” geschluckt. Die CS gibt es nicht mehr, sie gehört nun der UBS. Weshalb ist das wichtig? Nun, bei diesen Banken werden zig Milliarden verwaltet und investiert. Umso mächtiger eine Bank ist, umso anfälliger ist das System. Und da die Schweiz die Grossbanken stark unterstützt (und auch finanziert), werden wir noch abhängiger von einer Bank - der UBS. Diese hat das Land vor 15 Jahren retten müssen, mit einer Bezahlung von 63 Milliarden Franken. Die UBS sei zu gross, um zu scheitern, hiess es damals, weshalb der Bundesrat die Bank rettete (too big to fail). Die Schweiz hat im März nun auch der CS 50 Milliarden Franken bezahlt, damit sich die CS retten kann. Leider vergebens, das Geld (sicher auch teilweise unser Steuergeld) ist weg. Die UBS hat die CS nun “gerettet”, oder eben in anderen Worten zu einem Schnäppchenpreis übernommen. Was mit den 17’000 CS-Angestellten geschehen wird, ob und wie sie ihre Jobs behalten können, ist fraglich. Man rechnet heute mit ca. 10’000 Entlassungen. Die CS ist Geschichte, die UBS wird zu einer Super-Grossbank, das Land und die Kundschaft noch abhängiger - abhängiger von einigen Managern an der Spitze, die weiter wursteln können, wie sie wollen. Denn, eine Super-Grossbank ist sicher auch too big to fail.

Wie kann so etwas passieren?

Banken geraten dann in Schräglage, wenn das Vertrauen in sie verloren geht. Dies geschah damals bei der UBS, dies ist nun bei der CS geschehen. Die Gründe sind unterschiedlich, was sicher dazu gehört sind riskante Investitionen mit Bankengeldern sowie unerhörte Bonus-Zahlungen für die Geschäftsleitung. Die Kundschaft der CS hat in der vergangenen Zeit bis zu 10 Milliarden Franken pro Tag von der CS abgehoben. Die Unsicherheit ist gewachsen, das Vertrauen verloren, die Bank konnte nicht mehr reagieren. Der Verkauf an die UBS (für läppische 3 Milliarden Franken) wurde am vergangenen Sonntag mit Unterstützung des Bundesrats beschlossen. Was bleibt? Ein weiterer Vertrauensverlust in die Bankenwelt, eine weltweite Rufschädigung der Schweiz, eine Schere zwischen Arm und Reich, die sich weiter öffnet, eine grosse Zahl an Personen, die eine neue Arbeit suchen müssen - und viele Franken, die verloren sind. Wir Kleinanleger*innen (zu denen du mit deinem Sparkonto vermutlich auch bereits gehörst) können nur zuschauen, uns wundern und warten, bis der Bundesrat die nächste “too big to fail”-Krise mit Steuermilliarden rettet - damit die Manager weiterhin gemütlich wursteln können. Womöglich im Ferienhaus mit einem feinen Whiskey in der Hand…

Nun bist du dran

Hast du diese Bankenkrise mitgekriegt? War sie zu Hause ein Thema? Frag deine Eltern und deine Lehrpersonen, wie sie darüber denken. Es ist keine kleine Geschichte, die uns nicht interessieren muss. Es ist ein Abbild der Situation in unserer Gesellschaft.

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