Der Dreikönigstag im Wandel
Der 6. Januar ist ein religiöser Feiertag. Jedes Jahr erinnert er an die Heiligen Drei Könige. Sie waren aber nicht immer drei Könige und müssen es auch nicht bleiben.
In verschiedenen Ländern sind damit unterschiedliche Bräuche verbunden. In der Schweiz ist vor allem der Dreikönigskuchen verbreitet. Das beliebte Gebäck besteht aus mehreren süssen Hefeteig-Kugeln und erinnert in seiner Form an eine grosse Blume. In einer der Kugeln steckt eine kleine, weisse Dreikönigsfigur. Wer diesen findet ist der König des Tages und darf die Papierkrone tragen, die zu jedem Kuchen gehört. In katholischen Schweizer Gemeinden begegnet man im Rahmen des Dreikönigstages zudem oft den Sternsingenden. Das ist eine Gruppe von Kindern, von denen drei als die Heiligen Drei Könige verkleidet sind. Sie gehen von Haus zu Haus, singen den Menschen Lieder vor und sammeln Geld für einen guten Zweck.
Von Sterndeutern zu Königen
Doch wer waren die Heiligen Drei Könige, auf die sich diese Bräuche beziehen? Dazu gibt es viele umstrittene Erzählungen. In der Bibel selbst werden sie nur einmal erwähnt. Der entsprechende Teil der Textsammlung entstand etwa im Jahr 80 und beschreibt sie als Sterndeuter, die von einem Stern geführt nach Bethlehem kamen, um dem neugeborenen Jesuskind Gold, Myrrhe und Weihrauch zu schenken. Es waren keine Heiligen oder Könige, ausserdem ist unklar, ob es wirklich drei Personen waren. Im dritten Jahrhundert wurde aus der Anzahl der Geschenke abgeleitet, dass es drei gewesen sind. Etwas später wurde verbreitet, dass die Sterndeuter Könige waren. Ab dem sechsten Jahrhundert erhielten sie Namen, unter denen sie noch heute bekannt sind: Caspar, Melchior und Balthasar. Lange Zeit wurden sie als weisse Menschen abgebildet. Ab dem 13. Jahrhundert wurde jeder der Könige entweder Europa, Asien oder Afrika zugeordnet. Damals waren nur diese drei Kontinente bekannt. Um Afrika zu repräsentieren, wurde einem der Könige, meistens Balthasar oder Melchior, eine dunkle Hautfarbe zugeschrieben.
Bedenkliche Darstellungen
Im Verlauf der Jahre wurde die Geschichte über die in der Bibel erwähnten Sterndeuter immer wieder verändert und weiterentwickelt. Dass an der heutigen Erzählung wahrscheinlich nicht viel wahr ist, spielt dabei keine Rolle. Denn schlussendlich ist es einfach eine Geschichte und dazu eine ganz schöne. Was damit gemacht wird, ist aber manchmal problematisch. Beispielsweise sorgt die Darstellung des dunkelhäutigen Königs immer wieder für Diskussionen. Erst im letzten Jahr sorgten drei im Münster der deutschen Stadt Ulm ausgestellte Krippenfiguren für Meinungsverschiedenheiten. Eine davon stellt auf eindeutig rassistische Art den dunkelhäutigen König dar. Mit dicken, roten Lippen und ohne Schuhe. Er wirkt sehr unförmig und komisch. Im Gegensatz dazu scheinen die Krippenfiguren der beiden weissen Könige sehr würdevoll.
Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, dass einer der Könige dunkelhäutig abgebildet wird. Das ist sogar wünschenswert. Jedoch ist es wichtig, dass alle drei Könige gleich eindrucksvoll daherkommen. Das ist bei den Ulmer Krippenfiguren aus den 1920er Jahren nicht der Fall. Deshalb wurden sie aus dem Münster entfernt und werden hoffentlich auch in den kommenden Weihnachtszeiten nicht mehr ausgestellt.
Weitere Veränderungen
Wenn sich die Geschichte um den Dreikönigstag so sehr verändert hat, wieso sollten sie und die entsprechenden Bräuche sich nicht auch heute noch wandeln? Zwei Vorschläge: Wenn sich sternsingende Kinder als Heilige Drei Könige verkleiden, wird demjenigen, das den dunkelhäutigen König darstellt, oft das Gesicht schwarz angemalt. Das ist in den allermeisten Fällen nicht rassistisch gemeint. Es ist dabei aber egal, wie das gemeint ist. Denn was zählt, ist die Wirkung auf andere, und die kann rassistisch sein. Daher sollte die schwarze Schminke nicht mehr als Teil des Kostüms benutzt werden.
Auch der Brauch mit dem Dreikönigskuchen sollte zeitgemässer werden. Denn egal, welches Geschlecht die Person hat, welche die Figur im Kuchen findet; sie wird als König bezeichnet. Das schliesst aber Mädchen, Frauen und alle anderen aus, die vielleicht lieber eine Königin sein möchten. Am besten wäre es, wenn gleich der Name des Feiertages angepasst wird. Statt Dreikönigstag könnte er Königinnen- und Königstag heissen. Schliesslich ist es unbekannt, ob die Sterndeuter wirklich nur männlich und wie viele Personen waren. Auch Könige und Königinnen waren es wahrscheinlich nicht. Das wäre aber geschlechtergerechter und der Name des süssen Gebäcks wäre somit Königinnen- und Königskuchen. Dadurch würde es am 6. Januar nicht mehr nur Könige, sondern auch viele Königinnen des Tages geben.
Nun bist du dran
Kennst du die Bräuche um den Dreikönigstag? Was denkst du zu den Änderungsvorschlägen? Gibt es andere Bräuche, die deiner Meinung nach auch der heutigen Zeit angepasst werden sollten?
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