Ein Nationalfeiertag mit einem faden Beigeschmack

26.01.2021
Annic Berset
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Überall auf der Welt gibt es einen Tag, an dem die unterschiedlichen Länder Geburtstag feiern – die Nationalfeiertage. Dieser steht heute am anderen Ende der Erde bevor: in Australien. Doch dort ist vielen Menschen überhaupt nicht zum Feiern zumute.

Der 26. Januar ist für die Australierinnen und Australier dasselbe wie für uns der 1. August. Hierzulande feiern wir den Geburtstag der Schweiz, wir zünden Feuerwerke und Raketen an und hängen Lampions mit Schweizer Kreuzen in unsere Gärten.
Auch in Australien wird Ende Januar in ähnlichem Stil gefeiert. Das Land feiert die Ankunft von Captain Arthur Philipp und seiner Crew aus England, die am 26. Januar 1788 im damals kleinen Hafen von Sydney mit ihren Schiffen an Land gingen. An diesem Tag wurde auf dem Roten Kontinent, wie Australien genannt wird, die Flagge des Britischen Königreichs gehisst.
Für viele Einwohnerinnen und Einwohner ist der 26. Januar deshalb der Tag, an dem die grosse Nation in Australien geboren wurde.

Eine lange Geschichte

Das ist aber bei Weitem nicht für alle Menschen, die auf dem Kontinent leben, der Fall. Denn besonders für einen Teil der Bevölkerung bedeutete dieser Tag Ende Januar nicht der Anfang einer neuen Nation, eines neuen Volks, sondern die Vertreibung von Menschen, die schon lange Zeit vorher dort gelebt hatten.

Die Ureinwohner von Australien nennt man „Aborigines“. Man schätzt, dass die vielen verschiedenen Stämme der Ureinwohner bereits über 40 000 Jahre vor den Briten Australien besiedelt hatten und den Kontinent als Jäger und Sammler bewohnten. Die Geschichte der Ureinwohner geht also weit zurück – so weit, dass sie in einem separaten Artikel noch einmal Thema bei uns sein wird.

Vertreibung und Zerstörung

Bevor die Engländer nach Australien kamen, lebten ungefähr eine halbe Million Aborigines im Land. Nur gerade 30 Jahre später waren es über 400 000 weniger. Viele Ureinwohner starben an Krankheiten, die die Briten auf den Kontinent gebracht hatten. Und fast genauso viele starben bei Auseinandersetzungen mit den britischen Soldaten, die auf dem Land neue Siedlungen errichten wollten, die so waren, wie sie sie aus England kannten. Dadurch wurde ein grosser Teil des Bodens, auf dem die Aborigines jagten und von dem sie sich ernährten, zerstört.

Die Engländer trieben die Ureinwohner immer mehr in trockene Gebiete, in denen es wenige Möglichkeiten zum Überleben gab und liessen sie nicht Teil der neuen Gesellschaft werden. Dadurch wurden die Ureinwohner immer ärmer, hatten keinen Zugang zu Schulen und keine gute medizinische Versorgung.
Die Konflikte wurden nur sehr langsam wieder besser und sind auch heute noch vorhanden. Für die einen ist der 26. Januar also ein ganz normaler Feiertag, an dem ihr Land Geburtstag feiert. Für die anderen ist es ein Tag der Trauer, an dem ihre Vorfahren vertrieben wurden von dem Land, das sie schon so lange vorher bewohnt hatten.

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