Das Wettrennen um die Eiswüste

14.07.2020
Georg Stalder
Hören Sie

Die Grossmächte USA, Russland und China haben ein Auge auf die Arktis geworfen. Sie wetteifern um Bodenschätze und die neuen Seewege, die durch den Klimawandel entstehen.

Es scheint auf den ersten Blick skurril: Die Arktis besteht nur aus Meer, gefrorenem Wasser und ist völlig menschenleer – und doch ist die Scholle äusserst begehrt: Die Grossmächte USA, Russland und China interessieren sich brennend für das Gebiet am Nordpol.

Vor einem Monat, im Juni 2020, hat die USA Kriegsschiffe in die Arktis geschickt, die nun vor der Küste Norwegens und Russlands kreisen. Das ist ein aussergewöhnliches Ereignis. Zuletzt geschah ein solches Manöver vor 30 Jahren. Russland und China bauen derweil riesige, schwere Eisbrecher. Die Schiffe haben einen bestimmten Zweck: In die Arktis vorzudringen.

Es ist klar: Die drei Grossmächte interessieren sich für den nördlichen Pol. Doch warum? Es hat verschiedene Gründe, die auch mit dem Klimawandel zusammenhängen:

Man vermutet, dass es in der Arktis bzw. im Meeresboden grosse Mengen an Erdöl und Erdgas gibt. Je weiter das Eis wegen des Klimawandels schmilzt, desto zugänglicher werden diese Bodenschätze. Das Schmelzen des Eises öffnet aber auch neue Durchgänge im Eis. Diese machen es für Schiffe einfacher, durch das Eismeer zu fahren. Die neu entstehenden Seestrassen verkürzen viele Strecken, zum Beispiel die Verbindung zwischen Asien und Europa. Die Transportschiffe von China müssen dann nicht mehr unten herum durch den Indischen Ozean, sondern gelangen oben herum nach Europa. Und zuletzt geht es auch um die Fischerei: Viele Meere sind bereits leer gefischt, um die Arktis herum wuselt aber noch viel Meeresgetier.

The U.S. Coast Guard Cutter Healy a 420 ft. icebreaker homeported in Seattle, Wash., breaks ice in support of scientific research in the Arctic Ocean
Coast Guard News
/
CC BY 2.0

Die grossen Drei zeigen (wieder einmal) die Muskeln

Die Grossmächte USA, Russland und China schielen auf diese kostbaren Güter. Alle möchten das grösste Stück vom Kuchen abhaben. Die Länder rüsten auf. China und Russland besitzen bereits mehrere grosse Eisbrecher und bauen noch weitere. Eisbrecher sind Schiffe, die mit ihrem starken Bug das Eis durchbrechen können. Die USA ist im Rückstand. Das Land hat momentan nur einen Eisbrecher. Präsident Donald Trump hat aber bereits angekündigt, sechs neue zu bauen.

Die Arktis selbst sagt zu alldem nichts. Es gibt keine Einheimischen, die direkt auf der Eisscholle leben. Die Inuit zum Beispiel leben nicht direkt auf dem Eis, sondern auf Nordamerika und Grönland. Es gibt nur den «Arktischen Rat». In dieser Organisation treffen sich acht Länder, die an die Arktis grenzen, zu regelmässigen Gesprächen. Aber der Rat ist eher zurückhaltend. Kontroverse und heikle Themen werden kaum besprochen. China ist zudem gar nicht Mitglied.

Noch ist zwischen den drei Grossmächten kein richtiger Konflikt ausgebrochen. Es ist eher ein Muskelspiel. Jedes der Länder zeigt, dass es Interesse hat an der Arktis – und Möglichkeiten, dieses Interesse durchzusetzen. Zum Beispiel mit Kriegsschiffen und Eisbrechern. Das schafft eine angespannte Atmosphäre und die Anspannung wird in Zukunft wohl noch zunehmen.

Nun bist du an der Reihe

Wie wirkt der Fokus der Woche auf dich? Die Arktis ist eine Region, die niemandem gehört - und deshalb haben die mächtigen Länder das Gefühl, sie dürfen sich einfach bedienen. Findest du das in Ordnung?

Was denkst du zum Thema? Was denken deine Freunde, deine Familie? Welche Gefühle kommen auf, welche Diskussionen entstehen? Sprich darüber - und melde dich doch auch bei uns. Entweder mit einem Kommentar in der Kommentarspalte, auf Facebook oder durch unser Kontaktformular. Wir freuen uns auf Rückmeldungen.

Helfen Sie uns, Chinderzytig werbefrei und frei zugänglich zu halten!

Wir von der Chinderzytig möchten die Lesefreudigkeit fördern und nicht einschränken. Deshalb stellen wir unseren Inhalt gratis zur Verfügung.

Unterstütze uns