Im Männerhockey hat nun eine Frau das Sagen

27.05.2020
Lars Ziörjen
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Der SCB, Schlittschuhclub Bern, hat während dem Corona-Lockdown dafür gesorgt, dass sich die Schlagzeilen kurz ums Eishockey drehen. Warum? Florence Schelling, eine ehemalige Top-Eishockeyspielerin, übernimmt den Posten der Sportchefin. Eine Nachricht, die eigentlich nicht mehr für Aufruhr sorgen sollte. Wir blicken ein wenig hinter die Kulissen und zeigen einzelne Beispiele von Frauen im “Männersport”.

Florence Schelling weiss, wie Eishockey geht. Als langjährige Nationaltorhüterin, die an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen Medaillen gewann, hat mehr Erfolge vorzuweisen, als viele der aktiven, männlichen Spieler. Dennoch wird sie als Frau sicher speziell beobachtet. Frauen haben, leider auch heute noch, einen schweren Stand in der Arbeitswelt. Sei es, weil die Löhne zwischen Mann und Frau ungleich verteilt werden oder weil Frauen kritischer beurteilt werden. Der Grund dafür liegt tief in der Geschichte der Menschheit verankert. Und es gibt aktive Gruppen, die das ändern wollen und sich für die Gleichstellung zwischen Mann und Frau stark einsetzen. Nach dem Prinzip: alle sind gleich!

​Bringt Florence Schelling Steine ins Rollen?

Es ist einzigartig im professionellen Bereich des Fussballs und des Eishockeys, dass eine Frau den Chefposten übernimmt. Dass sie dem Posten der Sportchefin gewachsen ist, verdankt sie nicht nur ihrer Erfahrung als Eishockeyspielerin, sicher auch ihrem Studium in Betriebswirtschaft. Es ist nun zu hoffen, dass Schelling Strukturen aufbricht und andere Vereine dazu verleitet, die Verantwortung ebenfalls in Frauenhände zu legen. Sei es im Sport oder in der Politik - zuoberst sind noch sehr oft ausschliesslich Männer. Obwohl mehr Frauen auf der Erde leben. Eishockey ist ein Männersport, Frauenligen finden in den Medien kaum Beachtung. Es ist lobenswert, dass der SCB der bekanntesten Eishockeyspielerin Vertrauen schenkt und ihr einen zentralen Posten anbietet - hoffentlich schützt er sie auch, falls es in eben diesen Medien oder im Internet Kritik hagelt.

Und im Fussball? ​

Der Fussball ist weltweit berühmter und beliebter als Eishockey, weshalb vielleicht deswegen bereits mehr Frauen in Erscheinung getreten sind. Profifussballerinnen kennt man vielleicht bereits die eine oder andere: Marta, Meghan Rapinoe oder die Schweizerin Alisha Lehmann. Diese Frauen können sich als aktive Sportlerinnen Gehör verschaffen, besonders auch in den Sozialen Medien wie Instagram, und man respektiert sie. Im viel besser bezahlten Fussball der Männer sind jedoch auch sie selten.

​In der Schweiz kannte man vor vielen Jahren ein Beispiel, das einem Verein auf die Beine geholfen und ihn zu vielen Erfolgen geführt hat: Gigi Oeri. Sie hat viel Geld investiert, um den FC Basel zu dem zu machen, wofür man ihn kennt und fürchtet. Ansonsten Frauen in der Chefetage? Fehlanzeige.

two women footballers fight for the ball
Jeffrey F Lin

In Deutschland sieht das ähnlich aus. Es gibt zwei bekannte Frauen, die im Verwaltungsrat sitzen. Wiebke Gorny bei Red Bull Leipzig und Sandra Schwedler beim FC St. Pauli.

Wenn eine Schiedsrichterin pfeift, muss sie sich stets mit fiesen Kommentaren auseinandersetzen. Das war so bei der Schweizerin Nicole Petignat, immerhin WM-Schiedsrichterin, und auch bei der Deutschen Bibiana Steinhaus. Wenn eine Frau im TV eine Sportsendung moderiert, unterstellen viele dieser automatisch kaum Wissen und auch dort entstehen viele, fiese Kommentare. Das ist so bei Steffi Buchli, die wohl bekannteste Sportkommentatorin und baldige Sportchefin beim BlickTV, als auch bei Carmen Thomas. Sie war 1973 die erste deutsche Sportkommentatorin. Leider hat sie sich einen Versprecher erlaubt: Anstatt Schalke 04 sagte sie Schalke 05. Es hagelte Proteste, sie verlor den Job.

So extrem ist es heute nicht mehr. Aber bis Frauen selbstverständlich über den Sport berichten, ihn selbstverständlich gleich bezahlt und gleichberechtigt ausüben und in Führungspositionen arbeiten, vergehen wohl noch viele Jahre. Laut einer Studie des Antidiskriminierungsnetzwerks Football Against Racism in Europe (Fussball gegen Rassismus in Europa) besetzen Frauen gerade einmal 3,7 Prozent der Führungspositionen im europäischen Fussball. Florence Schelling als Sportchefin im Eishockey ist ein guter Anfang in eine ausgeglichenere Richtung!

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