Gewalt im Alltag

16.11.2022
Lars Ziörjen
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Dieser Artikel richtet sich eventuell eher an unsere älteren Leser*innen; doch womöglich schadet es nicht, bereits mit den jüngeren Lesenden darüber zu sprechen… Die Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist in diesen Tagen ein Thema. Nicht, weil speziell etwas passiert wäre - sondern, weil sie immer passiert. Der Fokus der Woche möchte dich an dieser Stelle darauf aufmerksam machen und zum Reden ermuntern.

Die Aktionstage “Gewalt” finden vom 25.11. bis 10.12. statt. Fokus: Gewalt an Frauen. Ausserdem erschien in der Zeitung “Der Bund” ein erschütternder Artikel zum Thema Übergriffe an jungen Mädchen mit dem Titel “Männer sind so gruusig”. Es ist gut, wird darüber gesprochen und geschrieben. Denn, laut der Zürcher Jugendbefragung 2021, sind fast ein Viertel aller Teenager*innen ab 12 Jahren Opfer von Übergriffen, Gewalt und sexueller Nötigung. Diese Thematik führte anfangs vor allem in Schauspielerinnen-Kreisen zum berühmten Hashtag #metoo. “Me too”, deutsch: ich auch/mir auch, steht sinnbildlich dafür, dass auch “mir” Unheil widerfahren ist. Dass auch ich psychische und physische Gewalt im Bereich “Mein Körper gehört mir” erfahren musste. Und dabei ist es klar: Dein Körper gehört dir! Das gilt sowohl für Mädchen als auch für Jungs!

Was gehört dazu?

Hast du dich bereits einmal minderwertig gefühlt? Minderwertig behandelt? Wurde fies über dich oder allgemein über dein Geschlecht gesprochen? Bist du unangenehm behandelt, berührt, angeschaut worden? Hast du miese Witze gehört, doofe Bilder gesehen? Oft geschieht diese Art von Gewalt im Kleinen, Unauffälligen. Ein älterer Freund, Verwandter, Kollege, Bekannter, der sein Verhalten nicht kontrolliert und den Respekt vermissen lässt. Oft folgt beispielsweise das Argument, dass sich das Mädchen halt zu hübsch angezogen hat, Leggins, Trägershirt. Doch das ist nicht gültig! Jeder Mensch darf tragen, was er/sie möchte. Nicht die Mädchen müssen lernen, wie man sich anzieht, sondern die Jungs, wie man sich verhält.

Gewalt an Jugendlichen muss nicht immer mit einem blauen Auge enden. Nein, Gewalt beginnt bereits mit wertender Ausstrahlung, mit Geräuschen oder Formulierungen, die Grenzen überschreiten, die beleidigen, die klein machen. Diese Form von Gewalt ist leider Alltag, weshalb es umso wichtiger ist, achtsam zu sein. Mit dem Umfeld und besonders mit sich selbst.

Was tun?

Erkennst du dich im obigen Text? Oder kennst du jemanden, der allenfalls unter dieser Form von Gewalt leidet? Das Wichtigste (und wohl auch Schwierigste) ist: Sprich darüber. Schweigen heisst oft auch tolerieren, akzeptieren, sich als Opfer positionieren. Such dir Vertrauenspersonen: Eltern, ältere Geschwister, Lehrpersonen, Schulsozialarbeiterinnen, Vereinstrainerinnen, Hilf-Telefone… neutrale, entferntere Personen sind oftmals einfacher zu kontaktieren, bei diesem ersten Schritt, als nahestehende Personen wie die Mutter oder der Vater. Eine Nummer, unter der du auch anonym, also ohne Namensangabe, sprechen kannst, ist die 147. Auch Plattformen wie www.tschau.ch sind hilfreich, wenn du merkst, dass etwas nicht gut läuft, du jedoch nicht weiter weisst. Wichtig: Wage den Schritt und sprich darüber.

Nun bist du dran

Such das Gespräch mit deiner Familie, deiner Klasse, deinen Freunden. Wie ist es bei euch? Welche Erfahrungen haben, auch gerade Erwachsene, gemacht? Wie gehen sie damit um?

Sprich darüber – und melde dich doch auch bei uns. Entweder mit einem Kommentar in der Kommentarspalte, auf Facebook oder durch unser Kontaktformular. Wir freuen uns auf Rückmeldungen.

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