Leere Versprechungen

26.05.2022
Kathrin Hausammann
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Und es waren doch nur leere Versprechungen. Dass sich die Situation für die Frauen und Mädchen nicht verschlechtern würde, sagten die Taliban. Das war im vergangenen August, als die Taliban in Afghanistan wieder die Macht übernahmen. Leider sieht die Situation heute bereits ganz anders aus.

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Seit August 2021 sind in Afghanistan wieder die Taliban an der Macht.
  • Die Taliban regieren nach sehr strengen und harten Gesetzen. Frauen haben viel weniger Rechte als Männer.
  • Frauen müssen sich verschleiern und dürfen nicht mehr ohne Mann reisen. Mädchen dürfen nur noch bis zur 6. Klasse in die Schule gehen.

Viele haben es befürchtet. Wenn die Taliban wieder an die Macht kommen, führen sie wieder die Gesetze ein, die vor allem die Rechte von Frauen und Mädchen einschränken. Schrittweise kommen immer mehr Einschränkungen dazu. Seit Anfang Mai müssen die Frauen wieder ihren ganzen Körper verschleiern. Nur die Augen darf man noch sehen. Zudem dürfen die Kleider nicht enganliegend sein. Die Taliban „empfehlen“ den Frauen deshalb, dass sie die Burka tragen. Die Burka ist ein Ganzkörper-Schleier, bei dem sogar die Augen noch mit einem Netz bedeckt sind. In Afghanistan ist die Burka oft hellblau.

Die Taliban sagen, die Burka gehöre zur Tradition von Afghanistan. Zudem würden die Frauen so vor den Blicken von anderen Männern geschützt. Grundsätzlich sei es sowieso besser, wenn die Frauen zu Hause bleiben würden, wenn sie draussen nicht eine wichtige Arbeit erledigen müssten. Und wenn sie rausgehen, müssen sie immer von einem Mann begleitet werden.

Komplett ungleiche Rechte

Männer und Frauen haben unter der Taliban-Regierung komplett unterschiedliche Rechte. Ohne Mann kann eine Frau eigentlich fast nichts mehr machen. So dürfen Frauen nicht mehr alleine reisen und sie dürfen auch keinen Führerausweis mehr machen. Sprich, sie dürfen auch keine Fahrstunden mehr nehmen. Die Frauen sind im öffentlichen Leben also total abhängig von ihrem Mann. Es ist zum Beispiel auch so, dass zuerst der sogenannte Vormund der Frau bestraft wird, wenn sie sich nicht verschleiert. Ein Vormund ist eine Person, die rechtliche Sachen für dich entscheiden darf. Dieser Vormund kann der Vater, Bruder oder der Ehemann der afghanischen Frau sein. Er muss also dafür sorgen, dass sich die Frau an die Regeln hält. Umgekehrt hat die Frau überhaupt keine Kontroll-Funktion.

Schule nur bis zur 6. Klasse

Auch hier hiess es zuerst, es gäbe keine Einschränkungen. Mädchen dürften weiterhin zur Schule gehen. Doch dann wurde im März dieses Jahres die Wiedereröffnung der Oberstufe für die Mädchen kurzerhand gestoppt. Ab der siebten Klasse durften sie nicht mehr zur Schule gehen. Wieso das? Die Taliban sagten, es gäbe keine passende Schuluniformen. Denn ab der siebten Klasse müssten die Mädchen ein Kopftuch tragen. Wie dies auszusehen hat, war jedoch nicht klar. An die Universität dürfen die jungen Frauen wiederum gehen. Dort gelten klare Kleidervorschriften und der Unterricht ist getrennt nach Frauen und Männer. Beim Schulbesuch zeigt sich jedoch, dass sich die Taliban nicht einig sind. Es gibt strengere und offenere Gruppierungen. In wenigen Gebieten und an einigen Privatschulen ist denn auch die Oberstufe für Mädchen geöffnet. Wie lange das noch so bleibt, ist allerdings völlig unklar.

Gründe für die ungleichen Rechte

Warum nur haben in den Augen der Taliban die Frauen viel weniger Rechte als Männer? Die Taliban begründen dies mit ihrer Religion, dem Islam. Sie sagen, die islamischen Regeln seien das wichtigste und müssten befolgt werden. Allerdings legen sie diese Regeln sehr streng aus. Denn in anderen, ebenfalls islamischen Ländern, ist die Ungleichbehandlung der Frauen und Männer, resp. der Mädchen und Jungen viel weniger extrem als in Afghanistan.

Für alle Mädchen und Frauen in Afghanistan können wir also nur hoffen, dass sich die offeneren Gruppierungen der Taliban durchsetzen und dass nicht noch mehr Einschränkungen dazukommen werden.

Arbeitsmaterial

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