Der Schweizer Sänger Nemo, Gewinner der 68. Ausgabe des Eurovision Song Contest (ESC), kommt am Sonntag, 12. Mai 2024, am Flughafen Zürich in Kloten an.
KEYSTONE

Männlich, weiblich oder ?

15.05.2024
Kathrin Hausammann
Hören Sie

Nemo hat den Eurovision Song Contest gewonnen. Ein riesiges Highlight für die Schweiz und für nicht binäre Menschen. Seit Wochen wird in den Medien über diese Menschen berichtet, die sich weder eindeutig als Mann noch als Frau fühlen. Es geht zum Beispiel darum, wie man diese Menschen ansprechen soll.

Eigentlich wollte ich am Anfang des Artikels schreiben: „Der Schweizer Sänger Nemo hat den Eurovision Song Contest gewonnen“. Das wäre falsch gewesen. Nemo ist nicht „der Sänger“. Nemo ist auch nicht „die Sängerin“. Nemo möchte sich weder eindeutig als Mann noch eindeutig als Frau bezeichnen lassen. Er ist nicht binär oder nonbinär. Wie könnte ich es dann formulieren? Vielleicht „Nemo, der singende Mensch aus der Schweiz“? Das klingt zwar umständlich, wäre aber korrekt. Ich habe mich schliesslich entschieden, Nemo einfach beim Namen zu nennen und auf Wörter zu verzichten, die eines der beiden Geschlechter beinhalten.

Ein drittes Geschlecht

Im Moment gibt es in der Schweiz nämlich nur zwei offizielle Geschlechter: männlich und weiblich. Wenn ein Mensch wie Nemo im Pass das Geschlecht angeben muss, muss sich der Mensch für m=männlich oder w=weiblich entscheiden. Ist das richtig? Nein, findet Nemo und finden auch verschiedene Organisationen, die für ein drittes Geschlecht kämpfen. In Deutschland ist das bereits seit 2018 möglich. Nicht binäre Menschen können beim Geschlecht „divers“ oder „ohne“ eintragen lassen. Warum nicht bei uns?

Ist die Diskussion jetzt gross genug?

In der Schweiz hat der Bundesrat im Jahr 2022 entschieden, dass es noch zu früh sei für eine solche Änderung. Es müsste zuerst eine Diskussion dazu in der Gesellschaft geben. In den letzten Wochen war das Thema dank Nemos Teilnahme am ESC omnipräsent in den Medien. Egal ob im Internet, TV oder Radio – überall ging es um nicht binäre Menschen und ihre Herausforderungen in unserer Gesellschaft. Ist das jetzt die Diskussion, auf die der Bundesrat gewartet hat? Sind wir jetzt bereit für ein drittes Geschlecht? Vielleicht erhalten wir bald Antworten auf diese Fragen. Bundesrat Beat Jans hat bereits verkündet, dass er sich nach dem ESC mit Nemo treffen wolle, um sich den Anliegen von nicht binären Menschen anzunehmen.

Nun bist du dran

Was sagst du zu dieser Diskussion über ein drittes Geschlecht? Kannst du dir das vorstellen? Kennst du nicht binäre Menschen? Wie sprichst du sie an und wie gehst du mit ihnen um?

Frage nach, bilde dir deine Meinung, sprich darüber – und melde dich doch auch bei uns. Entweder mit auf Facebook oder durch unser Kontaktformular. Wir freuen uns auf Rückmeldungen.

Helfen Sie uns, Chinderzytig werbefrei und frei zugänglich zu halten!

Wir von der Chinderzytig möchten die Lesefreudigkeit fördern und nicht einschränken. Deshalb stellen wir unseren Inhalt gratis zur Verfügung.

Unterstütze uns