Rauchen ist nicht mehr cool

27.01.2022
Kathrin Hausammann
Hören Sie

In zwei Wochen stimmen wir über ein Werbeverbot für Zigaretten und andere Tabakprodukte ab. Es geht vor allem darum, dass die Werbung keine Jugendlichen mehr erreichen darf. So sollen die jungen Menschen davor geschützt werden, mit dem Rauchen zu beginnen. Doch wie Studien zeigen, ist Rauchen bei den Jugendlichen sowieso nicht mehr so beliebt wie früher.

Jung, frei, wild, schön – so wurden die Menschen in der Zigaretten-Werbung lange dargestellt. Sie fuhren ein schickes Auto, ritten durch unberührte Landschaften, hatten eine Freundin oder einen Freund an der Hand und genossen das Leben. Mit Emotionen wurde nicht gespart in der Werbung. Der „Marlboro Man“, der tolle, unabhängige Cowboy einer Zigaretten-Werbung war der Inbegriff dieses Lifestyles. Auch in Spielfilmen haben die Schauspielerinnen und Schauspieler häufig geraucht. Rauchen galt als cool.

Gesellschaftliche Werte ändern sich

Auch die Comicfigur Lucky Luke hatte ursprünglich stets eine Zigarette im Mundwinkel. Mitte der Achtzigerjahre hat ihm der Zeichner das Rauchen jedoch „abgewöhnt“. Das war bereits ein erstes Resultat einer sich ändernden Haltung in der Gesellschaft gegenüber dem Rauchen. Heute sieht man die Zigarette nicht nur in Filmen viel weniger, sondern ganz allgemein in der Gesellschaft. Wer erinnert sich noch an die Raucherabteile im Zug? Oder an rauchende Gäste im Restaurant? Dass wir dies heute nirgends mehr sehen, geht natürlich auch auf Verbote zurück. Sie haben mitgeholfen, dass das Rauchen immer weniger attraktiv wurde. Zudem stiegen auch die Preise für Zigaretten laufend. Gerade für junge Menschen ist regelmässiges Rauchen eine teure Angelegenheit. Junge Menschen setzen sich heute auch vermehrt mit ihrer Gesundheit und mit Themen wie Nachhaltigkeit und Klima auseinander. Da passt das Rauchen nicht mehr dazu. Dass Rauchen weniger beliebt ist als früher, zeigen auch die Zahlen. Bis vor rund zehn Jahren hat die Anzahl Raucher*innen in der gesamten Schweizer Bevölkerung stets abgenommen. Seit zehn Jahren bleibt sie in etwa gleich. Diese Entwicklung trifft auch auf die jungen Menschen zu. Heute raucht etwa jede vierte Person in der Schweiz.

Warum das Werbeverbot?

Warum braucht es dann noch ein Werbeverbot? Studien zeigen, dass die Werbung einen Einfluss hat, ob jemand mit dem Rauchen anfängt oder nicht. Zudem ist Rauchen immer noch ein grosses Risiko für die Gesundheit und führt zu vielen Todesfällen. Rund die Hälfte der Raucher_innen hat zudem bereits vor dem 18. Lebensjahr mit dem Rauchen angefangen. Die Initiant_innen des Werbeverbots sind deshalb der Meinung, dass dafür gesorgt werden muss, dass die Jugendlichen gar nicht erst mit dem Rauchen anfangen. Und dafür braucht es ihrer Meinung nach ein Werbeverbot. Das Werbeverbot will, dass nur noch dort Werbung für Tabakprodukte gemacht werden darf, wo keine Jugendlichen unter 18 Jahren erreicht werden. Zum Beispiel in einer Disco, wo nur Erwachsene ab 18 Jahren Zutritt haben.

Neues Tabakproduktegesetz

Der Bundesrat und das Parlament lehnen die Volksinitiative ab. Sie haben als indirekten Gegenvorschlag ein neues Tabakproduktegesetz entwickelt. Dieses enthält auch zahlreiche Einschränkungen bei der Werbung. So dürfte zum Beispiel keine Werbung mehr für Tabakprodukte auf Plakaten und im Kino gemacht werden – an Kiosken wäre sie aber noch erlaubt. Weiter ist im Gesetz ein Verkaufsverbot von Zigaretten an unter 18-Jährige enthalten. Das Tabakproduktegesetz kann unabhängig vom Ausgang der Abstimmung über die Volksinitiative in Kraft treten. So oder so werden also neue Massnahmen gegen das Rauchen kommen. Sind wir gespannt, wie weit diese gehen werden.

Arbeitsmaterial

Helfen Sie uns, Chinderzytig werbefrei und frei zugänglich zu halten!

Wir von der Chinderzytig möchten die Lesefreudigkeit fördern und nicht einschränken. Deshalb stellen wir unseren Inhalt gratis zur Verfügung.

Unterstütze uns