«Rise up for Change»: Aktionswoche für den Klimaschutz

27.10.2020
Rebekka Christen
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Im September traf sich die Schweizer Klimabewegung in Bern, um während einer Woche gegen den Umgang der Wirtschaft und der Politik mit dem Klimawandel zu protestieren.

Vor einem Monat fand in Bern die Aktionswoche «Rise up for Change» statt. «Rise up for Change» heisst in etwa «sich für den Wandel erheben». Organisiert wurde die Aktionswoche von verschiedenen Organisationen der Schweizer Klimabewegung. Sie haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam für den Wandel hin zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt einzustehen. Angekündigt war eine Woche voller Diskussionen, Workshops und Aktionen des zivilen Ungehorsams. Mit zivilem Ungehorsam sind bewusste, gewaltfreie Regelverletzungen gemeint, mit denen auf ein wahrgenommenes Unrecht aufmerksam gemacht wird. Personen, die dabei mitmachen, zeigen, dass ihnen die entsprechende Angelegenheit so wichtig ist, dass sie dafür auch eine rechtliche Strafe auf sich nehmen. Für die Klimabewegung ist das wahrgenommene Unrecht, dass die Politik und die Wirtschaft zu wenig gegen die Klimakrise machen.

Besetzung des Bundesplatzes

Mit einer überraschenden Aktion des zivilen Ungehorsams startete die Aktionswoche «Rise up for Change» am 21. September: An diesem Montagmorgen besetzten mehrere hundert Mitglieder der Klimabewegung den Bundesplatz. Sehr schnell bauten sie mit verschiedenen Gegenständen eine Zeltstadt auf. Die beteiligte Klima-Aktivistin Hanna Fischer sagte dazu, dass sie den Bundesplatz aus Angst vor den Folgen der Klimakrise besetzen würden und weil sie nicht mehr akzeptieren könnten, dass die mächtigen Personen der Politik und Wirtschaft nichts dagegen machen.

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besetzen

Das Wort besetzen hat verschiedene Bedeutungen. In diesem Zusammenhang heisst besetzen etwas in Besitz nehmen/belagern. Personen, welche etwas besetzen sind nehmen den Ort für sich in Anspruch. Sie setzen sich dort hin und bleiben dort, bis man sie zum weggehen zwingt.

Die Errichtung des Camps war eine Regelverletzung und damit ziviler Ungehorsam, da das nicht bewilligt war. Andererseits fanden während der Aktionswoche im Bundeshaus Sessionen statt. Während diesen Sitzungen des Parlaments sind Versammlungen auf dem Bundesplatz grundsätzlich verboten – das Camp wäre also in keinem Fall bewilligt worden.

Unterschiedliche Meinungen

Nachdem wegen der Corona-Krise seit Monaten fast nicht mehr über das eigentlich sehr wichtige Thema Klima berichtet wurde, waren die Medien plötzlich voll mit Beiträgen zum Klimacamp in Bern. In der ganzen Schweiz und teilweise im Ausland wurde darüber diskutiert, wobei es unterschiedliche Meinungen dazu gab. Viele unterstützten die Aktionswoche und die Besetzung des Bundesplatzes – die Klimaaktivistinnen und -aktivisten erhielten ermutigende Botschaften aus der ganzen Welt. Andere forderten aber, dass das Camp sofort aufgelöst wird. Zum einen weil die Besetzung des Bundesplatzes eigentlich verboten war, zum anderen aber auch, weil sie gegen die Klimabewegung sind.

Räumung des Klimacamps

Da die Klimaaktivistinnen und -aktivisten mit ihrem zivilen Ungehorsam das Gesetz verletzten, verlangte die Stadtregierung von Bern von ihnen, dass sie ihr Camp bis am Dienstagabend an einem anderen Ort aufbauen. Da sie das nicht wollten, griff am frühen Mittwochmorgen die Polizei ein. Die anwesenden Mitglieder der Klimabewegung weigerten sich aber noch immer zu gehen. Trotz schlechtem Wetter blieben sie sitzen, einige ketteten sich sogar an. Daher brachte die Polizei mit der Unterstützung der Feuerwehr jede Aktivistin und jeden Aktivisten einzeln weg. Alles war sehr ruhig und friedlich, niemand wendete Gewalt an.

Am Freitag nach der Räumung des Camps trafen sich in Bern über 2'000 Personen zum Klimastreik, mit der die Aktionswoche «Rise up for Change» zu einem Ende kam. Auch diese Aktion war unerlaubt, die Polizei schritt aber nicht ein. Der Protest war einer von vielen Tausenden Klimastreiks, die an diesem Tag weltweit stattfanden.

Die Klimabewegung muss weitermachen

Während ihrer Aktionswoche in Bern und noch einige Tage danach war die Aufmerksamkeit für die Schweizer Klimabewegung sehr gross. Jetzt ist ein Monat vergangen und es spricht fast niemand mehr darüber. Damit der Klimawandel nicht vergessen wird und damit die Wirtschaft und die Politik mehr dagegen tun, muss die Klimabewegung weiter handeln. Das wird sie mit Sicherheit auch machen. Denn der Klimawandel kann nicht einfach wie das Camp auf dem Bundesplatz beseitigt werden.

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