Schmerz ist nicht gleich Schmerz

26.01.2023
Kathrin Hausammann
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Wir alle kennen Schmerzen. Doch, wie stark uns etwas weh macht, ist sehr unterschiedlich. Die einen bleiben mit einer gebrochenen Hand am Boden liegen. Die andern fahren damit in einem Skirennen noch auf den zweiten Platz. So geschehen bei der Frauen-Abfahrt in St. Moritz Anfang Monat.

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Das Schmerzempfinden von Menschen ist sehr unterschiedlich.
  • Der Körper hat eine Art eigenes Schmerzmittel, das er bei einer schlimmen Verletzung ausschüttet. So werden die Schmerzen im ersten Moment nicht gespürt.
  • Frauen sind schmerzempfindlicher als Männer.

Die Skirennfahrerin Sofia Goggia verletzt sich während einer Abfahrt in St. Moritz an der Hand. Sie fährt trotzdem ohne zu Bremsen weiter und gewinnt noch die Silbermedaille. Wie geht das? Die Schmerzen müssen doch schlimm sein? Das waren sie wohl auch. Doch in dem Moment hat sie Sofia wahrscheinlich nicht gespürt.

Eigenes Schmerzmittel

Der Körper hat sein eigenes „Schmerzmittel“ eingesetzt. Es heisst Endorphin und wird auch Glückshormon genannt. Gerade bei schlimmen Verletzungen oder nach einem Unfall kann der Körper damit den Schmerz lindern oder ihn sogar ganz ausschalten. Das passiert, weil das Endorphin die Weiterleitung des Schmerzreizes an das Gehirn verhindert. Das ist eine wichtige Schutzfunktion. So kann eine verletzte Person vielleicht noch Hilfe holen oder sich in Sicherheit bringen.

Nicht weg, nur nicht spürbar

Bei Sofia war das natürlich nicht nötig. Aber bei Extremsportler*innen wird während eines Rennens oder Wettkampfs auch Adrenalin ausgeschüttet. Das sogenannte Stresshormon sorgt dafür, dass der Körper bereit und sehr leistungsstark wird und alles nicht Notwendige herunterfährt. So werden auch mögliche Schmerzen weniger oder gar nicht gespürt. Sofia war also in diesem sehr fokussierten Zustand und wollte das Rennen unbedingt fertig fahren. Im Ziel sieht man dann, wie sie sich sofort an die verletzte Hand greift. Da sind die Schmerzen wohl zurückgekommen.

Unterschiede zwischen Mann und Frau

Häufig hört man „Männer sind viel wehleidiger als Frauen“. Das hat allerdings weniger mit den Schmerzen zu tun als vielleicht mit dem Verhalten des Mannes. Studien zeigen nämlich, dass Frauen schmerzempfindlicher sind als Männer. Bei einem Test mussten Frauen und Männer zum Beispiel die Hand auf eine Platte halten, die immer heisser wurde. Die Frauen haben die Hand früher weggezogen als die Männer. Nebst dem Geschlecht spielen aber auch die Kultur und das Umfeld eine Rolle, wie wir Schmerz empfinden oder zeigen. So bleibt der Schmerz ein Thema, bei dem noch Vieles erforscht werden kann.

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