Sind die Bratwurst und Cervelat am Ende?

5.07.2022
Fiona Häberli
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Wir alle essen täglich. Was wir essen, hängt auch davon ab, was es in den Regalen von Supermärkten wie Coop oder Migros gibt. Das Angebot an vegan Fleischalternativen wird immer grösser. Gleichzeitig entscheiden sich immer mehr Menschen für die pflanzlichen Produkte, die unter dem englischen Begriff „Plant Based Food“ bekannt sind. Was bedeutet das wachsende Angebot und die wachsende Nachfrage für die Fleischprodukte? Verschwinden Bratwurst und Cervelat bald aus dem Sortiment?

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Der Konsum von Rind- und Schweinefleisch geht in der Schweiz zurück.
  • Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer essen anstatt Fleisch pflanzliche Alternativen, die unter dem Namen „Plant Based Food" bekannt sind.
  • Das Sortiment an pflanzlichen Alternativen in den Supermärkten wächst stark.

Schweizer Fleischkonsum

Im Jahr 1980 assen Schweizerinnen und Schweizer rund 64 Kilogramm Fleisch in einem Jahr. 40 Jahre später, im Jahr 2020, waren es noch 47 Kilogramm pro Person. Der Pro-Kopf-Fleischkonsum in der Schweiz sinkt. Nicht nur das wachsende Bewusstsein um den Klimawandel, sondern auch das Wissen um das Tierleid und die Kenntnis, dass Fleisch nicht unbedingt gesundheitsfördernd ist, kann für den Rückgang des Fleischkonsums sorgen.

Werden Tierprodukte in Form von Fleisch produziert, werden grosse Mengen an Emissionen verursacht. Um die Tiere füttern und versorgen zu können, wird Ackerland benötigt. Zusätzlich müssen für die Fütterung grosse Mengen an Soja aus Südamerika importiert werden, was ebenfalls Emissionen verursacht.

Weitere Emissionen entstehen, wenn Kühe ihre pflanzliche Nahrung verdauen und dadurch das Treibhausgas Methan freigesetzt wird, das den Klimawandel antreibt. Methan wird ebenfalls freigesetzt, wenn Gülle auf den Feldern verteilt wird.

Dürfen Kühe auf einer Weide grasen, werden grosse Flächen benötigt, für welche oftmals Bäume gefällt werden, die das schädliche CO2 aus der Luft filtern und in Sauerstoff umwandeln.

Für die Fleischproduktion werden Unmengen an Wasser benötigt. Dies führt besonders in den Regionen mit Wasserarmut zu grossen Problemen. Davon ist die Schweiz nicht direkt betroffen.

Es muss betont werden, dass der Rückgang des Fleischkonsums nur einseitig ist. Während Schweizerinnen und Schweizer weniger Schweine- und Rindfleisch essen, konsumieren sie mehr Pouletfleisch. So stieg der im Jahr 2010 gemessene Geflügelkonsum von elf Kilogramm bis ins Jahr 2020 um drei Kilogramm an.

Plant Based Food

Schnitzel, Poulet, Würste, Thunfisch, Käse, Joghurt- und Milchgetränke und viele weitere Produkte tierischen Ursprungs werden immer mehr von Produkten auf pflanzlicher Basis imitiert. So befinden sich in der Migros bereits über tausend vegane, pflanzliche Alternativen im Sortiment. Weitere Produkte sollen folgen. Coop hat in einer Studie mit dem Titel „Plant Based Food Report“ Schweizerinnen und Schweizer befragt, weshalb sie pflanzenbasierte Ersatzprodukte konsumieren. Als Antworten wurden die Neugier, die Abwechslung, die Gesundheit, das Tierwohl und die Liebe zur Umwelt genannt.

Abgesehen von Veganerinnen und Veganern konsumieren Menschen, die pflanzliche Ersatzprodukte kaufen, nach wie vor tierische Produkte. Plant Based Food richtet sich also nicht an eine bestimmte Gruppe mit einer bestimmten Ernährungsweise. Es ist schwierig, eine Prognose

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Prognose

Vorhersage einer zukünftigen Entwicklung

für die Zukunft zu stellen. Ob Bratwurst und Cervelat neben den pflanzlichen Cervelat- und Bratwurstalternativen in den Regalen bleiben, wird sich zeigen.

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Vegan

Vegan zu essen, bedeutet, keine Lebensmittel tierischen Ursprungs also weder Fleisch und Fisch noch Milch, Eier und Honig zu verzehren. Viele Veganerinnen und Veganer verzichten bei ihrem Lebensstil allgemein auf tierische Produkte und tragen z.B. keine Kleidungsstücke aus Leder, Seide oder Wolle oder verwenden vegane Pflegeprodukte.

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Angebot und Nachfrage

Als Angebot wird die Menge an vorhandenen Gütern und Dienstleistungen auf dem Markt bezeichnet, die zum Verkauf angeboten werden. Die Nachfrage hingegen bezeichnet die Absicht von Haushalten und Unternehmen, Waren und Dienstleistungen gegen Geld zu erwerben.

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Emissionen

Treiben die globale Erwärmung an. Es handelt sich dabei um Teilchen, Stoffe oder Strahlung, die in die Atmosphäre freigesetzt werden. Es gibt Emissionen aus der Natur, wie beispielsweise Russ aus Vulkanausbrüchen oder CO₂ aus Waldbränden. Es gibt aber auch Emissionen, die vom Menschen verursacht werden. Diese entstehen zum Beispiel durch Verkehr, Wärme- und Stromerzeugung oder Methan aus der Tierhaltung.

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Methan

Ist zehn- bis bis zwanzigmal schlimmer als CO₂ (Kohlenstoffdioxid). Rülpsen und pupsen Rinder, wird das Treibhausgas Methan in die Atmosphäre ausgestossen.

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Gülle

Ist ein natürlich anfallender Dünger, der hauptsächlich aus Abfallstoffen der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung wie Urin und Kot besteht.

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CO2

Ist die Abkürzung für das Gas Kohlenstoffdioxid. Es besteht aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Man kann pures CO2 nicht sehen und nicht riechen, denn es ist farb- und geruchlos. Kohlenstoffdioxid ist von Natur aus in der Luft enthalten. Wenn wir das Licht anknipsen, die Heizung aufdrehen, den Kamin anzünden oder mit dem Auto fahren, gelangt zusätzliches Kohlendioxid in die Atmosphäre. Zu viel CO2 in der Luft ist schlecht für das Klima.

Arbeitsmaterial

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