Sorgen um Taiwan

3.08.2022
Botond Kalotay
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Ein Land wird von seinem grösseren Nachbar bedrängt. Der stärkere Nachbar will immer mehr Einfluss ausüben und erkennt dem kleineren Staat seine Unabhängigkeit ab. Die Situation wird immer angespannter und schliesslich droht der Konflikt in einem Krieg zu enden. Diese grobe Beschreibung kennen mittlerweile sehr viele, in Bezug auf den Ukraine-Krieg. Leider gibt es zurzeit noch ein zweites Beispiel für eine solche Entwicklung.

Taiwan ist eine Insel in der Nähe vom chinesischen Festland. Taiwan wird seit dem zweiten Weltkrieg unabhängig von China oder Japan geführt und möchte als unabhängiges Land anerkannt werden. Doch China sieht die Sache ganz anders.

Die Wiedervereinigung

Die chinesische Regierung fordert einen Anschluss Taiwans an das Festland. China beansprucht die Insel nämlich seit dem 17. Jahrhundert für sich und hat die Unabhängigkeit von Taiwan in den letzten 70 Jahren nie anerkannt. Dies ist Teil der Ein-China-Politik und wird aus Peking offiziell als die “Wiedervereinigung” bezeichnet. Nur eigentlich kann man kaum von einer Wiedervereinigung reden, weil Taiwan nie Teil der 1949 gegründeten Volksrepublik war. Also hatte das Land China, so wie es heute existiert, nie Macht über die Insel. Die Mehrheit der taiwanesischen Bevölkerung will mit Ihrem Nachbaren jedoch auf keinen Fall wiedervereint werden. Trotzdem wird Taiwan immer wieder von China bedroht und auch militärisch provoziert.

Provokation und Propaganda

Ähnlich wie Russland es vor dem Angriff auf die Ukraine gemacht hat, führen die Chinesen regelmässig Militärübungen in der Nähe von Taiwan durch. Immer wieder hört man von chinesischen Kampfflugzeugen, welche in den taiwanesischen Luftraum eindringen. Die militärische Überlegenheit von China wird gerne genutzt, um den Nachbarn einzuschüchtern. Gleichzeitig werden solche Provokationen in den chinesischen Medien sehr positiv dargestellt. Wieder gibt es Ähnlichkeiten zu den russischen Medien. In China wird berichtet, dass die Regierung in Taiwan das eigene Volk unterdrückt, und das sich Taiwanesen eine Befreiung und Wiedervereinigung mit China wünschen. So soll ein möglicher bewaffneter Angriff unter der eigenen Bevölkerung gerechtfertigt werden. Es macht also vieles den Anschein, als würde sich China ähnlich wie Russland auf einen Angriff vorbereiten. Ein paar wichtige Unterschiede gibt es aber.

Unter dem Schutz der USA

Auch wenn es viele Ähnlichkeiten zum Krieg in der Ukraine gibt, gibt es ein paar wichtige Unterschiede. Zum einen Ist Taiwan eine Insel. Das würde einen möglichen Angriff und Krieg etwas komplizierter machen. Noch wichtiger ist aber die Position von den USA in diesem Konflikt. Denn anders als bei der Ukraine, hat der US-Präsident Joe Biden in den letzten Monaten auch mehrmals bekräftigt, dass die Amerikaner Taiwan im Ernstfall auch militärisch verteidigen würden. Diese Woche hat eine sehr hohe amerikanische Politikerin Taiwan besucht. So hat sie nochmals bekräftiget, dass die USA keinen Angriff auf Taiwan akzeptieren werden. Ihre Reise wurde aber selbst in den USA nicht von allen gut geheissen. China hat Warnungen ausgesprochen und ist nach dem amerikanischen Besuch in Taiwan sehr verärgert. Manche befürchten, dass die Chinesen auf diese “Provokation” militärisch antworten. Die Lage ist also angespannt. Ob und wie China reagiert, könnte viel darüber verraten, wie sich dieser Streit weiter entwickelt. Es bleibt nur zu hoffen, dass nicht ein erneuter Konflikt in Gewalt endet.

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