Sport ist immer auch eine politische Angelegenheit

28.07.2021
Samira Lussi
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Eishockey Weltmeisterschaften, Fussball Europameisterschaften und die Olympischen Spiele – dieses Jahr ist sportlich einiges los. Diese grossen Veranstaltungen werden oft gerne genutzt, um auf politische Angelegenheiten aufmerksam zu machen.

Sport ist die wahrscheinlich grösste Kommunikationsplattform der Welt. Und diese wird für politische Zwecke genutzt. Sport wurde schon immer eingesetzt, um Politik zu machen und dies wird wahrscheinlich auch immer so bleiben.

Ein Beispiel wie Grossveranstaltungen in der Vergangenheit für politische Zwecke genutzt wurden, sind die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Die Entscheidung, dass die Spiele in Berlin stattfinden würden, wurde zwei Jahre vor Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft beschlossen. Hitler sah die Spiele als eine Chance, das internationale Ansehen des Deutschen Reiches zu verbessern. Er rief die Bevölkerung dazu auf, sich gegenüber den Gästen zuvorkommend zu verhalten. Ausserdem verzichtete er während den zweiwöchigen Spielen bewusst auf antijüdische Aktionen und liess Schilder wie “betreten für Juden verboten” von Gebäuden entfernen.

Es gab jedoch Bemühungen von den USA, England, Frankreich und den Niederlanden, die Spiele zu boykottieren. Um diese zu beschwichtigen, erklärte sich das Deutsche Olympische Komitee bereit, auch deutschen Juden die Teilnahme an den Spielen zu gestatten. Dies war jedoch nur ein Alibi, da es den jüdischen Sportlerinnen und Sportlern schon vor Jahren verboten war, an Wettkämpfen und Trainings teilzunehmen und diese so an den Qualifikationen scheiterten.

Ein weiteres Beispiel für politische Aktionen im Sport sind die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko-Stadt. Damals stellte der amerikanische Sprinter Tommie Smith ein neuer Weltrekord auf und gewann die Goldmedaille über 200 Meter. Der Australier Peter Norman wurde Zweiter und John Carlos, ebenfalls Amerikaner, wurde Dritter. Bei der Siegerehrung senkten Carlos und Smith die Köpfe und erhoben jeweils eine schwarz behandschuhte Faust. Dies war ihr Zeichen gegen Diskriminierung und Rassenhass in den USA und brach einer der Grundpfeiler der olympischen Bewegung, nachdem Sport und Politik nicht zusammen gehören. Diese Aktion hatte weitreichende Konsequenzen für die beiden Sprinter, denn sie wurden aus dem US-Olympiateam geworfen und Smith wurden alle Fördergelder gestrichen.

Und wie politisch ist Sport heute?

Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd kam die Black Lives Matter Bewegung auch im Sport auf. Unter dem Motto “Justice for George Floyd” (“Gerechtigkeit für George Floyd) drückten Sportler wie der Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, Basketball-Stars wie Stephen Curry und LeBron James und Tennisspielerin Naomi Osaka ihre Unterstützung aus. Der Internationale Fussballverband (FIFA), der politische Äusserungen grundsätzlich verbietet, sah sich gezwungen, der steigenden Solidarität beizugeben und beschloss, Solidaritäts-Gesten für Floyd nicht zu bestrafen.

Das jüngste politische Ereignis ist wohl das Verbot des europäischen Fussballverbandes (UEFA) über den Gebrauch von regenbogenfarben in Werbeplakaten und in der Beleuchtung des Münchner Fussballstadions. Die Regenbogenflagge ist ein Zeichen der Verbundenheit und Solidarität mit der LGBTQI+ Szene. Diese beinhaltet all diejenigen, die in ihrer sexuellen Orientierung oder Identität von der heterosexuellen Welt abweichen, wie zum Beispiel Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und quere Menschen. An der EM 2021 wollte die Stadt München das Stadion in Regenbogenfarben leuchten lassen, um gegen das neue lesben-und schwulen-feindliche Gesetzt in Ungarn zu protestieren. Jedoch lehnte die UEFA dieses Vorhaben ab und bezeichnete es als eine politische Aktion, die man nicht billigen könne. Auch der deutsche Torhüter Manuel Neuer wollte sich während der EM mit der LGBTQI+ Szene solidarisieren und trug anstelle der Deutschen-Binde eine in Regenbogen-Optik. Daraufhin wollte die UEFA Ermittlungen einleiten. Als dies jedoch auf den Sozialen Medien zu viel Aufruhr führte, zogen sie diese zurück und bewerteten die Binde als ein guter Zweck.

Nun bist du dran

Dürfen Sportveranstaltungen politisch sein? Findest du die Strafe gegen Carlos und Smith gerechtfertigt? Wie hättest du die jüngsten Ereignisse an der EM gewertet?

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