Stau im Suezkanal

31.03.2021
Sam Penfold
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Stau gibt es nicht nur am Gotthard-Tunnel: fast eine Woche lang blockierte ein quer-stehendes Frachtschiff den Suez-Kanal in Ägypten. Wir erklären euch, was im Suezkanal genau passiert und wieso es für die ganze Welt ein Problem sein kann, wenn er wie letzte Woche blockiert ist.

Vielleicht habt ihr schon von dem einen oder anderen bekannten Kanal gehört: Panama, Suez, oder sogar diejenigen von Venedig. Während die Kanäle in Venedig meist von Touristen auf Gondolas gefüllt sind, sind andere ein wichtiger Teil des globalen Transportnetztwerks. Die erbauten Kanäle ermöglichen Frachtschiffen (und anderen ähnlichen Wassergefährten) die Passage durch Gebirge, die keine natürlichen Gewässer enthalten.

Die Abkürzung um Afrika

Den Suezkanal gibt es schon eine Weile: er wurde offiziell am 17. November 1869 eröffnet, mit dem Ziel, den Nordatlantik und das Indische Ozean zu verbinden - ohne dabei den ganzen Afrikanischen Kontinent umfahren zu müssen. Dabei wird geschätzt, dass diese Abkürzung ein Schiff ca. 43 % des Reisewegs erspart, den es ansonsten in Kauf nehmen müsste. Erbaut wurde der Kanal von dem Osmanischen Reich, und war wohl das grösste Bauprojekt seiner Zeit.

Heute ist der Suezkanal ein wichtiger Bestandteil nicht nur für den Grosshandel zwischen Europa und Asien, aber auch für Ägypten: der ägyptische Staatsbetrieb, der den Kanal führt, nahm zuletzt jährlich mehr als 5 Milliarden US-Dollar ein. Im Jahr 2019, vor der Disruption durch die COVID-19-Pandemie, reisten 18’800 Schiffe vom Roten Meer zum Mittelmeer (oder umgekehrt): dies ergibt mehr als 50 Schiffe pro Tag, der Grossteil davon Frachtschiffe, gefüllt mit jeglichen Waren.

Und dann blieb die “MV Ever Given” stecken

Am Dienstag, 23. März 2021 startete das Frachtschiff “MV Ever Given” der Taiwanesischen Transportgesellschaft Evergreen Marine die Durchfahrt. An Bord hat sie über 18’000 Container, wiegt über 200’000 Tonnen und ist über 400 Meter lang. Irgendwo entlang des Kanals fing der Riesenfrachter an zu wanken - und blieb schlussendlich diagonal im Kanal stecken. Es wird vermutet, dass starker Wind etwas mit dem Missgeschick zu tun hat - die genaue Ursache ist jedoch noch nicht bekannt.

Während fast einer Woche waren Versuche, den Frachter zu befreien erfolglos. Teams aus aller Welt arbeiteten rund um die Uhr, um den Kanal wieder befahrbar zu machen. Denn die Blockade hatte riesige wirtschaftliche Auswirkungen für Involvierte aus aller Welt: zu Zeiten waren bis zu 369 Schiffe im Stau und konnten nicht passieren. Es wird geschätzt, dass täglich ca. 12 % des globalen Handels durch den Suezkanal fliesst - was gemäss Bankenschätzungen etwa 9,6 Milliarden täglichen Warenwerts entsprechen soll. Ebenfalls zeigten sich Tierschutzorganisationen besorgt, da einige Frachtschiffe Nutztiere transportierten, und nur bedingt Nahrung transportierten.

Das grosse Aufatmen am Montag

Nach fast einer Woche von durchgehenden Bergungsversuchen gelang es, den blockierenden Frachter zu befreien. Am Montag, 29. März bestätigte die Holländische Bergungsfirma “Boskalis”, dass die MV Ever Given wieder schwebte - und somit von einer kleinen Flotte von Bergungsbooten abgeschleppt werden konnte und für Sicherheitsüberprüfungen an den Hafen gebracht wurde. So wurde nach fast einer Woche kompletten Stillstands der wichtigste kommerzielle Kanal der Welt zu einem Chor von hupenden, jubelnden Booten wieder eröffnet werden.

Nun bist du dran

Überrascht es dich, dass der globale Welthandel durch “nur” ein Frachter so beinträchtig werden kann? Denkst du, dass Frachtschiffe auch in Zukunft noch von grosser Bedeutung für den Transport sein werden? Was denkst du zum Transport von Nutztieren auf Frachtschiffen?

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