Tattoos – in oder out?

23.06.2022
Kathrin Hausammann
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Die Badi-Saison ist eröffnet – und damit die Saison der Tattoos. Wo man hinschaut, Tätowierungen auf Armen, Beinen, Rücken und so weiter. Doch, sind Tattoos heute eigentlich noch angesagt? Und woher kommt der Körperkult eigentlich?

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Tätowierungen gibt es schon seit tausenden von Jahren.
  • Tätowierungen haben je nach Kultur ganz unterschiedliche Bedeutungen. Diese haben sich mit den Jahren immer wieder verändert.
  • Tätowierungen sind heute weit verbreitet und in unserer Kultur als Körperschmuck weitgehend akzeptiert.

Die Geschichte der Tätowierungen geht bis weit in die Steinzeit zurück. So hatte zum Beispiel „Ötzi“ über 60 Tätowierungen auf dem Körper. „Ötzi“ ist eine Gletschermumie, die im Jahr 1991 in Österreich gefunden wurde. Auch in Chile wurde eine etwa 7000 Jahre alte Mumie gefunden, die Tätowierungen an Füssen und Händen aufwies. Man weiss, dass sich in Ägypten die Frauen mit Tätowierungen schmückten. Im alten Rom wurden damit Verbrecher und Sklaven markiert. Den Maori, den Ureinwohnern von Neuseeland, sind ihre sogenannten „Moko“ heilig. Die „Moko“ sind kunstvolle Schnörkel, welche die Menschen im Gesicht tragen. Jede Familie hat ihre eigenen Muster und Figuren, welche die Geschichte der Familie erzählen. Tätowierungen gibt es also schon lange und über die ganze Welt verteilt. Die Bedeutung der Tattoos war jedoch je nach Kultur sehr unterschiedlich und hat sich auch immer wieder gewandelt.

Von der Rebellion zum Mainstream

So sind Tätowierungen heute inzwischen auch bei uns „Mainstream“ (ein Massenphänomen, sprich weit verbreitet). Man geht davon aus, dass etwa jede fünfte Person in der Schweiz eine Tätowierung hat. Bei den jüngeren Menschen ist es sogar fast die Hälfte. Von einer Rebellion, also einer Auflehnung gegenüber der Gesellschaft oder gegenüber den Eltern, kann da keine Rede mehr sein. In den neunziger Jahren, als der Körperkult in der Schweiz anfing, war dies durchaus noch so. Tätowierungen waren vor allem in rebellischen Randgruppen verbreitet, zum Beispiel in der Rockerszene oder bei den Punks. Man konnte mit Tätowierungen provozieren oder sich von der grossen Masse abheben. Am Arbeitsplatz waren Tätowierungen verpönt und mussten versteckt werden. Heute gibt es zwar immer noch Berufe, wo Tätowierungen nicht gerne gesehen werden, zum Beispiel bei Berufen mit Kundenkontakt. Doch in vielen Berufsfeldern ist eine Tätowierung heute kein Hinderungsgrund mehr für eine Anstellung. Was macht also heute noch die Faszination für eine Tätowierung aus? Warum lassen sich Menschen eine Tätowierung machen?

Fast alltäglicher Körperschmuck

Ganz einfach, weil es gefällt. Eine Tätowierung ist heute so etwas wie ein Schmuckstück, um den Körper zu verschönern – wie ein Ohrring oder Schminke. Es gibt sie in allen Farben und Formen, gross oder klein, teuer oder günstig. Heute lassen sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten ein Tattoo stechen. In der Schweiz gibt es etwa 700 offizielle Tattoostudios und rund 1400 weitere Personen, die privat tätowieren. Es stellt sich also die Frage: Wird das Interesse an Tattoos so gross bleiben oder wird der Trend abflachen? Die Darstellung des „Körpers“ ist gerade bei jungen Menschen immer noch sehr wichtig – gerade auch wegen der Social Media. Doch, angesichts der starken Verbreitung von Tätowierungen könnte es künftig vielleicht eher besonders sein, wenn man kein Tattoo hat. Die nächsten Sommersaisons werden es zeigen.

Arbeitsmaterial

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