Vergangenen Sonntag haben wir den Tag der Arbeit gefeiert. An diesem Tag stehen Arbeiterrechte im Fokus. Arbeitnehmende sollen möglichst faire Arbeitsbedingungen haben. In der Schweiz ist das zum grössten Teil der Fall. Doch leider werden auch bei uns nicht alle Angestellten gleichbehandelt.
Das Wichtigste in Kürze
Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:
- Junge Menschen sind optimistisch, dass sich die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz verbessern wird.
- In Führungspositionen werden Frauen heute noch häufig wegen Vorurteilen diskriminiert.
- Frauen und Männer verdienen unter den gleichen Bedingungen (Berufserfahrung, Position) fast genau gleich viel Geld.
Junge Menschen scheinen optimistisch zu sein, wenn es um den Fortschritt in der Gleichberechtigung von Frauen am Arbeitsplatz geht. In einer Umfrage aus dem Jahr 2020 haben 75 Prozent der Leute geantwortet, dass sie hoffnungsvoll auf den Fortschritt der Gleichstellung in der Schweiz blicken. Doch die Realität ist etwas ernüchternd.
Die Realität
Gemäss einer Umfrage haben selbst im Jahr 2020 fast die Hälfte der teilnehmenden Frauen Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt. Obwohl gleich viele Frauen in die Arbeitswelt eintreten wie Männer, ist die Zahl der Frauen in den Chefetagen gering. Am Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten liegt es wahrscheinlich nicht. Denn in der gleichen Umfrage wurden Männer und Frauen gefragt, ob sie sich eine Führungsposition zutrauen. Beide Geschlechter haben hier im Schnitt fast identisch geantwortet. Rund 70 Prozent der Arbeitnehmenden trauen ihren Führungsqualitäten. Doch Frauen und Mädchen glauben ebenfalls, dass sie eine bessere Leistung erbringen müssen, um in einer Führungsposition respektiert zu werden. Woran das liegen könnte, sehen Männer und Frauen ebenfalls. Die Teilnehmenden der Umfrage meinten, dass Vorurteile der Grund für die andauernde Ungleichheit zwischen den Geschlechtern verantwortlich seien. Die Rollen würden traditionell eher durch das Geschlecht als durch persönliche Fähigkeiten bestimmt. Eine Lösung dieses Problems wäre, Unternehmen auf mögliche Vorurteile vor der Stellenvergabe aufmerksam zu machen. Die Befragten sehen die beste Lösung aber an einem anderen Ort. Gleiche Löhne sollen nämlich das beste Mittel zu Gleichstellung der Geschlechter zu sein. Doch ist diese Theorie berechtigt?
Fortschritt in der Lohngleichheit
Eine Studie der Universität St. Gallen hat ein überraschendes Resultat hervorgebracht. Nur gerade 5 Prozent der Unternehmen bezahlen den Frauen unfaire Löhne. Diese Zahl ist immer noch höher als man sich das Wünschen würde. Trotzdem scheinen die Löhne nicht der grösste Problem bei der Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz zu sein. Denn die Studie zeigt, Frauen verdienen im Schnitt zwar um einiges weniger als Männer, dies ist aber zum grössten Teil erklärbar: Durch mehr Arbeitserfahrung und mehr Kaderpositionen sind Männer besser entlöhnt. Bei gleicher Arbeitserfahrung und Position verdienen Frauen im Schnitt 4 Prozent weniger als Männer. Das zeigt, nicht erklärbare Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es zwar noch, diese scheinen aber bei weitem nicht das grösste Problem zu sein.
Der einfachere Teil für die Gleichberechtigung scheint also auf gutem Weg zu sein. Doch die Lösung für das wahrscheinlich grössere Problem, Vorurteile gegen Frauen am Arbeitsplatz abzubauen, scheint schwieriger zu sein. Hier haben wir noch viel Arbeit vor uns.
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