Was passiert gerade in Ecuador?
Warum wurde in Ecuador der Ausnahmezustand ausgerufen? Welche Rolle spielt der neue Präsident und wie stehen die Chancen?
Am Montag, 8. Januar 2024 wurde in Ecuador der Ausnahmezustand ausgerufen, nachdem ein Drogenboss aus dem Gefängnis entkommen konnte. (Der Ausnahmezustand in Ecuador bedeutet, dass neben der Polizei nun auch das Militär auf den Strassen und im Gefängnis tätig sein kann. Zudem gilt eine Ausgangssperre von 23 Uhr bis 5 Uhr.) Der Ausruf des Ausnahmezustandes hatte einen Aufstand der Drogenbanden zur Folge. Drogenkartelle kämpfen nun gegen den Staat und gegeneinander, um weiterhin in ihrer Machtposition zu bleiben und weiterhin Drogenhandel betreiben zu können. In den letzten Jahren stiegen der Drogenhandel und somit die Kriminalität im Land. Eingebettet zwischen Kolumbien und Peru, den grössten Kokain-Produzenten (eine Art von Drogen) weltweit, wurde Ecuador zur Drehscheibe für internationalen Handel. Die Banden wollen die Kontrolle über die Schmuggelrouten behalten, um weiterhin hauptsächlich Europa und die USA zu beliefern.
Was passierte in den letzten Tagen?
Zwei Tage nach dem Ausruf des Ausnahmezustandes betraten vermummte und bewaffnete Männer das Set einer Livesendung des staatlichen Fernsehsenders TC Television. Mehrere Mitarbeitende wurden als Geiseln genommen und durch Gewalt zu Boden gezwungen. Die Übertragung lief noch etwa 15 Min, bevor das Signal abgebrochen wurde. Die Banden nutzten die Geiseln, um ihre Nachrichten an Präsident Daniel Noboa zu senden und Angst zu verbreiten. Die Drogenkartelle wollen, dass sich der Präsident nicht in ihre Angelegenheiten einmischt und den Ausnahmezustand rückgängig macht. Seither gab es in verschiedenen Städten Gewalt, um Angst zu verbreiten. Schüsse fielen, Menschen wurden als Geiseln genommen oder entführt. Mit all diesen Gewaltakten wollen die Drogenbanden dem Staat bzw. dem Präsidenten ihre Macht demonstrieren.
Wie stehen die Chancen für den Staat bzw. Daniel Noboa?
Präsident Noboa könnte grosse Mühe haben, diesen kriegsähnlichen Konflikt zu gewinnen. Laut Analyst Renato Rivera Rhon konnten die Drogenbanden über die letzten Jahre viele Bandenmitglieder in staatlichen Einrichtungen infiltrieren und haben somit die Kontrolle. Sei es im Militär, bei der Polizei oder in der Staatsanwaltschaft, überall sind Kartellmitglieder dabei, was einen kurzfristigen Sieg sehr unwahrscheinlich macht. Daniel Noboa gab trotzdem der Polizei und dem Militär die Anweisung, gegen die Kartelle vorzugehen und Sicherheit ins Land zu bringen. Laut Mitteilungen der Regierung konnten über 800 Verdächtige festgenommen werden und Waffen, Munition und Fahrzeuge sichergestellt werden. Zudem wurden über 50 Geiseln aus der Gewalt der Drogenbanden befreit.
Nun bist du dran
Was sind deine Gedanken zum Ausnahmezustand und dem Konflikt in Ecuador? Findest du, dass Präsident Daniel Noboa das Richtige macht? Oder sollte er sich doch zurückziehen, wie es die Drogenkartelle wollen?
Frage nach, bilde dir deine Meinung, sprich darüber – und melde dich doch auch bei uns. Entweder mit auf Facebook oder durch unser Kontaktformular. Wir freuen uns auf Rückmeldungen.
Helfen Sie uns, Chinderzytig werbefrei und frei zugänglich zu halten!
Wir von der Chinderzytig möchten die Lesefreudigkeit fördern und nicht einschränken. Deshalb stellen wir unseren Inhalt gratis zur Verfügung.
Unterstütze uns