Weihnachten in aller Welt

23.12.2021
Samira Lussi
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Jährlich feiern Menschen rund um den Globus am 25. Dezember den Geburtstag von Jesus. Doch nicht alle Länder und Regionen feiern dieselben Bräuche. Wie sich das Fest bei uns von dem in Äthiopien unterscheidet, findest du hier heraus.

Weihnachten hat seinen Ursprung in der Antike. Schon die Ägypter und andere Hochkulturen haben den 21. Dezember, der Tag der Wintersonnenwende, zum Anlass genommen, den Geburtstag ihrer Götter zu feiern. Um 500 vor Christus machten die Römer den 25. Dezember zum Geburtstag des Sonnengottes Sol und die Germanen zelebrierten ein Fest mit dem Namen Jul, was in skandinavischen Sprachen heute noch Weihnachten bedeutet.

Im Christentum galt das Sonnenwendfest lange als heidnischer Brauch. Heiden waren aus christlicher Sicht alle Menschen, die anderen Religionen angehörten. Als 400 Jahre nach Christus Kirchenoberhäupter das Fest einführen wollten, hatten sie keinen Erfolg. Da das Ziel der Kirche aber war, Heiden für sich zu gewinnen, widmeten sie das Fest kurzerhand Jesus. Seither feiern die Christen statt der Wintersonnenwende den Geburtstag von Jesus. Wann dieser aber tatsächlich geboren wurde, ist bis heute unklar.

Der Brauch in der Schweiz

In der Schweiz feiern wir das Fest der Liebe ähnlich wie in anderen mitteleuropäischen Ländern: Es werden Weihnachtsbäume aufgestellt, Geschenke eingekauft, Gottesdienste abgehalten und Guetzli gebacken. Ein Unterschied ist jedoch, dass das Hauptfest bei uns am 24. Dezember und nicht am 25. Dezember stattfindet. Doch auch innerhalb unseres kleinen Landes gibt es Unterschiede. So kommt in Süddeutschland, Österreich und einem Grossteil der Schweiz an Weihnachten das Christkind. In der Westschweiz jedoch kommt der Père Noël. Ausserdem kommt am 6. Dezember in der deutschsprachigen Schweiz der Samichlaus und der Schmutzli zu den Kindern nach Hause. Ein weiterer Brauch in der Schweiz ist das Guetzli-Backen in der Adventszeit. Spitzbuben, Mailänderli, Brunsli, Zimtsterne oder Chräbeli gehören dabei zu den Favoriten. Ein typisches Schweizer Weihnachtsessen gibt es jedoch nicht. Jede Familie hat ihre eigene Tradition, wobei das Fondue Chinoise sehr beliebt ist.

Weihnachten in Äthiopien

Anders als in anderen christlichen Ländern beginnt das Weihnachtsfest in Äthiopien erst am 6. Januar. Das Datum stammt daher, dass sich die äthiopisch-orthodoxen Christen nicht am gregorianischen, sondern am julianischen Kalender orientieren.
Weihnachten wird in Äthiopien Lidet oder Genna genannt. Lidet ist das Wort für Geburtstag und Genna leitet sich vom Wort Gennana ab, was so viel wie hervorragend bedeutet.

Als spirituelle Vorbereitung auf das Fest der Geburt Christi fasten die Leute in Äthiopien während 43 Tagen. Während dieser Zeit wird auf das Essen von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch oder Eier und Genussmittel wie Tabak verzichtet.
Die weihnachtlichen Feierlichkeiten beginnen am 6. Januar mit einem Gottesdienst. Dabei kommen viele tausend Menschen in weisser Kleidung in und vor die überfüllten Kirchen. Aufgrund des grossen Andrangs werden auch Lautsprecher installiert, sodass alle die Predigt nachverfolgen können.
Beim Gottesdienst tragen die Menschen weisse Tücher auf dem Kopf und Oberkörper. Ausserdem tragen sie eine Kerze mit sich, die bei der Prozession entzündet wird. Während des Gottesdiensts werden die Gläubigen in einen Bereich für Männern und Frauen aufgeteilt, wo sie zusammen Weihnachtslieder singen.

Nach der Weihnachtsmesse kehren die Familien in ihr Zuhause zurück, um die Feierlichkeiten vorzubereiten. Da es das erste Essen nach dem Fasten ist, wird ein grosses Festmahl vorbereitet. Anders als bei uns wird der restliche Festtag aber nicht besinnlich und in stiller Atmosphäre verbracht, sondern mit traditionellen Tänzen zu rhythmischer Trommelmusik. Oftmals wird auch gemeinsam mit den Familienmitgliedern eine Art Hockey Spiel, das Ganna, gespielt.

Die Speisen für das Festessen werden nach persönlichen Vorlieben ausgewählt und variieren ja nach Region. In der Region von Addis Abeba wird zum Beispiel ein Weihnachtsbrot gebacken, welches aus Vollkornmehl besteht und in Bananenblätter eingewickelt ist. Vielerorts wird aber auch das bekannte äthiopische Nationalgericht Doro Wat gekocht. Dabei handelt es sich um eine sehr scharfe Chili-Sauce mit Hühnerfleisch und Eiern, welche zusammen mit einem dünnen Sauerteig-Fladenbrot verzehrt wird.

Nach äthiopischer Überzeugung gilt es als unsittlich, an Weihnachten allein zu speisen oder zu trinken. Stattdessen wird die Fastenzeit gemeinsam mit der Familie, Verwandten und Nachbarn beendet, indem man sich auch an den folgenden Tagen gegenseitig besucht und gemeinsam feiert. Es ist ausserdem üblich, Essen an ärmere Menschen zu verschenken.

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