Wenn sich eine kleine Bevölkerungsgruppe gegen das Parlament auflehnt

23.02.2021
Seraina Branschi
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Die Maoris sind die Ureinwohner von Neuseeland. Diese Bevölkerung besiedelte Neuseeland als erste. Bekannt sind diese Menschen durch ihre Tätowierungen im Gesicht. Doch während einige Urbevölkerungen weniger zu sagen haben, haben die Maoris eine eigene Partei im Parlament

Viele indigene Völker gelten heute als unterdrückt. Sie haben keine Rechte und werden nicht vom Staat beschützt oder begleitet. Oftmals wurde ihnen viel Land weggenommen und sie versuchten lange es zurück zu erobern. Doch ohne Erfolg. Die Maoris machen heute rund 15% der Bevölkerung von Neuseeland aus, also nur einen kleinen Teil. Auch wenn die Maoris wie andere Urvölker oftmals benachteiligt werden, geniessen sie doch ein gewisses Mitspracherecht.

Die Ureinwohner reden mit

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts haben sich diverse Maori politisch für ihre Anliegen stark gemacht. Mit der „Young Maori Party“ verfolgten sie das Ziel, ihr Volk zu stärken. Mit Erfolg. Seit 2004 heisst die Partei „Maori Party“ und ist seit der Gründung – mit einem Unterbruch bei den Wahlen 2011 – im Parlament vertreten. Auch heute noch hat die Partei einen Sitz im neuseeländischen Parlament und vertritt so immer noch die Meinung des Volkes. Sie wollen für die verstärkte Anerkennung der Maori als Teil der neuseeländischen Bevölkerung sorgen. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Anpassung des Mindestlohns. Obwohl die Maoris in Neuseeland mehr zu sagen haben als andere Völker in verschiedenen Ländern, verdienen sie immer noch viel weniger als der Rest der Neuseeländer.

Aufstand gegen Krawatten

Doch auch kleine Bevölkerungsgruppen können im Parlament etwas bewirken. Dies zeigt ein aktuelles Geschehen. Rawiri Waititi, der aktuelle Vertreter der Maori Partei im Parlament von Neuseeland, sorgte für weltweite mediale Aufmerksamkeit. Warum? Er erschien ohne Krawatte. Das scheint uns weniger schlimm, als es für die anderen Parlamentsmitglieder war. Denn: Die Krawatte gehört zum Dresscode im Parlament und ist Pflicht. Rawiri Waititi trug die Krawatte nicht, weil er sie als Unterdrückung des Maori Volkes sieht. Sie gehört nicht zur Tradition der Maoris und wurde von den Neuseeländern eingeführt. Er trug stattdessen ein Hei-Tiki, ein typisches geschnitztes Maori Ornament. Aufgrund dieser Handlung musste er das Parlament verlassen. Er hat die Krawattenpflicht, die für alle im Parlament gilt, missachtet. Einen Tag später erschien er wieder ohne Krawatte und mit dem Hei-Tiki Ornament um den Hals. Diesmal durfte er bleiben und das Thema wurde nach der Sitzung diskutiert. Mit Erfolg: Neu darf auch Geschäftskleidung von anderen Kulturen getragen werden, welche nicht der eigentlichen Tradition entsprechen.

Dieser Entscheid löste eine grosse Diskussion auf den Social Media Kanälen unter dem #no2tie aus. Wir sind gespannt, wie es in Neuseeland weitergeht und halten euch auf dem Laufenden.

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indigene Völker

Als indigene Völker gelten die Eingebornen eines Landes, die Menschen, welche als erstes ein Land besiedelten. Während es z.B. in Amerika die Indianer, Eskimos und weitere sind, sind es in Neuseeland die Maoris.

Arbeitsmaterial

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