Wie viel Politik darf es sein?

6.09.2023
Kathrin Hausammann
Hören Sie

In knapp sieben Wochen werden die neuen Mitglieder des Schweizer Parlaments gewählt. Im Moment ist also Wahlkampf-Zeit. Das heisst, die Kandidatinnen und Kandidaten sind viel unterwegs. Sie wollen die Menschen überzeugen, sie zu wählen. Dürfen sie dafür auch in die Schulen gehen? Der Kanton Waadt hat das verboten. Ist das richtig oder falsch?

Meiner Meinung nach gibt es Punkte, die dafür sprechen und solche, die dagegen sprechen. Und genau das ist doch Politik: der Austausch von verschiedenen Meinungen und Sichtweisen zum Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Man sagt dem auch Debatten führen oder debattieren. In einem demokratischen Land wie der Schweiz wird immer wieder über die Regeln des Zusammenlebens debattiert. Warum also das Verbot vom Kanton Waadt?

Angst vor Beeinflussung

Der Kanton Waadt sagt: Sie wollen keine Debatten mit Kandidatinnen und Kandidaten in den Schulen ab zehn Wochen vor den Wahlen. Der Kanton hat Angst, dass die Kandidatinnen und Kandidaten in dieser Zeit zu stark in ihrem eigenen Interesse handeln. Sprich, dass sie die Menschen von ihrer eigenen Meinung überzeugen und möglichst viele Stimmen sammeln wollen für die Wahl. Zudem bestehe die Gefahr, dass an diesen Anlässen nicht alle Kandidatinnen und Kandidaten zu Wort kommen und so nicht alle Sichtweisen aufgezeigt würden. Die Schülerinnen und Schüler könnten also beeinflusst werden.

Politik live erleben

Doch wann, wenn nicht in dieser Zeit, können junge Menschen Politik hautnah miterleben? Ist es nicht genau jetzt besonders spannend, Politik nicht nur in den Medien mitzubekommen, sondern live zu erleben? Es ist doch viel interessanter, von einer Politikerin oder einem Politiker direkt zu hören, was er oder sie für unser Land machen will. Im direkten Kontakt hat man zudem die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mehr über den Grund einer bestimmten Meinung zu erfahren. Aber ja, es ist wichtig, dass immer verschiedene Sichtweisen aufgezeigt werden. Es sollten also unbedingt Kandidatinnen und Kandidaten mit unterschiedlichen Meinungen zu einer Debatte eingeladen werden. Vielleicht gibt es ja auch innerhalb der Klasse unterschiedliche Meinungen, die dazu ausgetauscht werden können.

Politische Bildung – heikles Thema

Eine Debatte sollte immer offen sein und unterschiedliche Meinungen sollten respektiert werden. Das Ziel einer Debatte ist nicht, dass am Schluss alle der gleichen Meinung sind. In den Schulen in der Schweiz ist man zurückhaltend, was politische Bildung angeht. Die Lehrerinnen und Lehrer haben Angst, dass man ihnen vorwirft, sie würden die Schülerinnen und Schüler beeinflussen. Diese Angst haben auch gewisse Politikerinnen und Politiker. Sie wollen deshalb nicht, dass in der Schule zu viel über Politik gesprochen wird. Wie siehst du das?

Nun bist du dran

Interessierst du dich für Politik? Möchtest du in der Schule darüber sprechen und die Meinung von verschiedenen Menschen hören? Über was diskutierst du gerne?

Sprich darüber – und melde dich doch auch bei uns. Entweder mit einem Kommentar auf Facebook oder durch unser Kontaktformular. Wir freuen uns auf Rückmeldungen.

Helfen Sie uns, Chinderzytig werbefrei und frei zugänglich zu halten!

Wir von der Chinderzytig möchten die Lesefreudigkeit fördern und nicht einschränken. Deshalb stellen wir unseren Inhalt gratis zur Verfügung.

Unterstütze uns