Martina und Dylan, die ganztägig in ihrem Wohnmobil leben, stehen in einer Wüste irgendwo auf ihrer Weltreise, während ihr Wohnmobil im Hintergrund zu sehen ist.
Martina und Dylan

„Wir haben unser Haus immer dabei“

9.11.2023
Kathrin Hausammann
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Kann man in einem Bus leben? Man kann. Martina und Dylan machen das seit rund sieben Jahren. Warum sie das tun und wie das sogar mit Haustier geht, erfährst du im folgenden Gespräch.

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Martina und Dylan leben und arbeiten seit sieben Jahren in einem Bus. Sie lieben das Unterwegssein und das Eintauchen in Lebenswelten von anderen Menschen.
  • Man kann auch Haustiere im Bus haben. Martina und Dylan haben seit drei Jahren ihren kleinen Hund Punchi dabei. Sie haben auch schon Menschen angetroffen, die Katzen dabeihaben.
  • Gemäss Martina und Dylan eignet sich das Vanlife („Busleben“) für neugierige Menschen, die gerne reisen und die damit umgehen können, wenn nicht immer alles nach Plan läuft.

Martina und Dylan, in drei Sätzen: Wer seid ihr?

Wir sind seit 2016 „Vollzeit-Vanlifer“: wir machen Filme, schreiben Bücher und Texte und halten Vorträge. Wir lieben unsere Arbeit, weil wir dabei in andere Lebenswelten eintauchen und Geschichten von anderen Menschen erzählen können. Das Unterwegssein auf der Welt ist unsere grösste Leidenschaft. Wir lieben es, Neues zu entdecken – und manchmal auch Neues zu entwickeln, wie zum Beispiel unsere Komposttrenn-Toilette für Camper.

Warum lebt ihr in einem Bus?

Weil wir so die Möglichkeit haben, unsere kreative Arbeit des Geschichtenerzählens umzusetzen. Und natürlich auch, weil wir die Herausforderungen des Alltages auf Rädern lieben und sehr glücklich darüber sind, so immer wieder neue Orte entdecken zu können.

Was ist das Besondere am Vanlife („Busleben“)?

Dass wir mit wenig Besitz so richtig realisiert haben, was wichtig ist für uns und wie wenig wir brauchen. Sprich, dass das Glück nicht aus materiellen Dingen kommt. Wir sind dafür verantwortlich, unser Leben mit dem zu füllen, was uns Freude bereitet.

Seid ihr jeden Abend an einem anderen Ort?

Nein. Wenn es uns irgendwo gefällt, dann bleiben wir. Wenn wir einen Termin haben, dann zieht es uns weiter oder manchmal auch dann, wenn wir wieder Lebensmittel einkaufen oder Wasser auffüllen müssen. Das ist das Schöne am Vanlife: Da wir unser Haus immer dabeihaben, können wir spontan entscheiden, ob wir eine Einladung annehmen können oder ob wir eine Woche lang irgendwo in einem einsamen Wald stehen bleiben.

Martina und Dylan, die ganztags in ihrem Wohnmobil leben, sitzen in ihrem Wohnmobil unter dem nächtlichen Sternenhimmel der Mongolei.
Martina und Dylan

Kann man in einem Bus Haustiere haben?

Ja, das kann man. Wir haben seit drei Jahren einen kleinen Hund. Wir kennen aber auch viele andere Menschen, die im Bus leben mit Hunden oder sogar mit Katzen. Die Tiere gewöhnen sich sehr schnell an dieses Leben. Unsere Punchi ist zufrieden und happy, solange wir da sind. Auch die viele Natur, in der wir mit dem Bus stehen, ist super für sie. Sie hat immer einen anderen Garten zum Entdecken.

Ihr habt ein Buch geschrieben mit dem Titel «Einfach leben». Was bedeutet für euch ein einfaches Leben?

„Einfach leben“ hat für uns zwei Bedeutungen. Zum einen, dass man mit wenig Besitz und Ballast lebt. Denn alles, was wir besitzen, besitzt auch uns. Ich meine damit: Wir brauchen Zeit (Arbeit), um etwas zu kaufen, und dann wiederum Zeit, wenn wir das Ding haben (aufräumen, putzen, reparieren, lagern etc.). Also nimmt es uns Zeit weg. Wenn wir also etwas besitzen, was uns nicht so wichtig ist, dann nimmt das uns Zeit und Geld weg. Daher kaufen wir nur das, was wir wirklich brauchen und was uns lange Freude bringt. Zum anderen bedeutet der Titel des Buches «einfach leben!». Also das Leben so zu leben, dass es freudig ist, jeden Tag zu geniessen und versuchen glücklich zu sein, Erlebnisse zu sammeln und eben so richtig gut zu leben.

Für wen eignet sich das «Vanlife»?

Vanlife eignet sich für Menschen, die gerne Reisen, die damit umgehen können, wenn nicht immer alles nach Plan läuft, die neugierig sind auf andere Lebenswelten und keine Berührungsängste mit anderen Menschen haben. Und auch für solche, die gerne in der Natur sind. Und wichtig, wenn man es länger als ein paar Monate machen will: für Menschen, die eine Arbeit haben, die man von unterwegs aus erledigen kann.

Zum Schluss: Wo habt ihr am besten geschlafen und wo würdet ihr nie mehr übernachten?

In unserem Haus, sprich unserem Bus, schlafen wir fast immer am besten. Weil wir eben immer zu Hause sind. Besonders gut schlafen wir aber in der Mongolei, wo es unglaublich still ist und es einen mega Sternenhimmel über uns hat. Am schlechtesten auf einem Parkplatz in Berlin, wo mitten in der Nacht jemand versucht hat unseren Bus aufzubrechen. Wir haben die Diebe dann mit unserer starken Taschenlampe in die Flucht geschlagen. Wir waren zu müde zum Umparken, aber wirklich geschlafen haben wir dann auch nicht mehr.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute unterwegs.

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