Wölfe in der Schweiz

10.06.2021
Désirée Scheidegger
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Was haben die berühmten Märchen „Rotkäppchen“, „Der Wolf und die sieben Geisslein“ und „Peter und der Wolf“ gemeinsam? Richtig, in all diesen Geschichten tauchen Wölfe als Bösewichte auf und werden als hinterhältig und gierig dargestellt. Es sind jedoch keine Fantasiegestalten, die nur im Märchen existieren, sondern es gibt sie auch bei uns. Eine Frage, die sich immer wieder stellt: Können Wölfe und Menschen friedlich zusammenleben?

Lange gab es in der Schweiz keine Wölfe mehr. Seit ihrer Rückkehr vor etwa 25 Jahren wächst ihre Anzahl stetig. Inzwischen gibt es in der Schweiz um die 80 Wölfe in zehn Rudeln. In den Medien sorgen diese Tiere immer wieder für Schlagzeilen, z.B. wenn ein Wolf von den Menschen getötet wird, weil er selbst zu viele Schafe verletzt oder umgebracht hat. Das Nebeneinander von Wolf und Mensch sorgt für grosse Diskussionen und unterschiedliche Meinungen. In den Kommentaren zu einem Artikel über Wölfe in der Zeitung Schweizer Bauer von diesem Frühling liest man: „Wird Zeit, dass hier einige naive Tierschützer endlich aufwachen. Der Wolf hat hier nichts mehr verloren“ oder „Mal ehrlich, was soll das, der Mensch macht, was er will. Natur und Tiere leiden wieder nur.“

Der Wolf aus der Sicht des Umweltschutzes

Die Umweltschutzorganisation WWF nennt den Wolf auf ihrer Internetseite einen sozialen Räuber und weist daraufhin, dass er vor allem kranke und schwache Tiere frisst. Dies sei gut für die Regulation des Wildtierbestandes. Das heisst, wenn der Wolf zum Beispiel ein Reh oder einen Vogel frisst, dann trägt er dazu bei, dass es davon nicht zu viele gibt. Ausserdem braucht er ja selbst Nahrung zum Überleben. Bei Nutztieren wie Schafen oder Ziegen, welche die Bauern auf Wiesen grasen lassen, sieht die Situation anders aus: Diese braucht der Mensch für Milch, Wolle und Fleisch. Wenn der Wolf zu viele davon frisst, ist das nicht gut, weil er dann plötzlich zur Gefahr und Bedrohung wird. Der WWF setzt sich deswegen dafür ein, die Schafe und Ziegen auf den Bergwiesen zu schützen. Er hilft zum Beispiel mit, Zäune für die Herden zu finanzieren, Herdenschutzhunde auszubilden und Hirtenhütten zu erstellen. Die Meinung des Umweltschutzes ist, dass der Wolf langfristig in der Schweiz bleiben kann.

Der Wolf aus der Sicht der Bauern

Wölfe greifen in den Alpen immer wieder Schafe an. Pro Jahr werden in der Schweiz etwa 200 Nutztiere vom Wolf getötet. Aus Sicht der Bauern sind Wölfe daher eine Gefahr für ihre Herden. Der Herdenschutz durch Zäune oder Hirten ist teuer und aufwändig und nicht überall möglich, zum Beispiel, wenn das Gelände steil und felsig ist. In den Medien wird es häufig anders dargestellt. So nämlich, als würden die Bergbauern ihre Herden nicht ausreichend schützen wollen. Das führt zu Unverständnis und verärgerten Reaktionen. Wenn die Wölfe erkennen, dass die Schafe eine sehr leichte Beute für sie sind, kann es vorkommen, dass sie immer mehr davon töten, anstatt Wildtiere aus ihrem Beuteschema zu jagen. Das ist problematisch, weil die Bauern somit sehr schnell zu viele Tiere aus ihrer Herde verlieren können. Problematische Wölfe, das heisst solche, die zu viele Nutztiere der Bauern töten, dürfen deshalb laut einem Gesetz erschossen werden.

Was ist deine Meinung zu diesem Thema: Findest du es gut, dass in der Schweiz Wölfe leben oder nicht? Findest du, ein Wolf, der zu viele Schafe tötet, darf erschossen werden? Hast du schon einmal einen Wolf gesehen? Kennst du Märchen und Geschichten, in denen Wölfe vorkommen?

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