Es dreht sich der Kreis… Beispiel: Burma

3.03.2021
Lars Ziörjen
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Wir von der Chinderzytig sind immer wieder bemüht, die Sonnenseiten des Lebens ins Zentrum zu rücken. Heute fokussieren wir leider wieder einmal eine Schattenseite. Menschen scheinen nicht gerne aus den Fehlern zu lernen und drehen sich immer wieder im Kreis. In Asien, genauer in Burma, läuft eine Katastrophe, die bei uns vergessen geht: die Regierungschefin und Friedensnobelpreis-Gewinnerin wurde vom Militär kurzerhand “entfernt”.

Was ist geschehen?

Aung San Suu Kyi. So heisst die Regierungschefin von Burma, die für ihren Einsatz für den Frieden einen sehr bedeutenden Preis gewonnen hat: den Friedensnobelpreis. Die 75jährige Frau führte Burma in die Zeit nach der Militärdiktatur. Früher war Burma, auch bekannt unter den Namen Myanmar, ein Land, das streng vom Militär geführt wurde. Burma ist seit jeher ein Land, das von ganz vielen Bevölkerungsgruppen belebt wird; Streitereien um Macht und Einfluss waren immer normal. Die Einflussnahme vieler Gruppen ist gross, viele Minderheiten leiden (z.B. auch die Rohingya). 1885 kontrollierte ausserdem Grossbritannien das Gebiet Burmas. Es folgten Jahrzehnte der Konflikte und Reibereien. Aung San Suu Kyi war die grosse Hoffnungsträgerin, die Burma auf den Weg zu einem friedlichen Land führen sollte. Geprägt wurde sie von ihrem Vater, der den Grundstein dazu legte, dass Burma 1948 unabhängig werden sollte. 2015 wurde sie zur Aussenministerin gewählt und wurde so quasi zur Regierungschefin einer Regierung, die erstmals ohne Mann des Militärs an der Spitze geführt wurde. Sechs Jahre sollte dieser Zustand halten. Nun hatte das Militär doch noch etwas dagegen. Beim Militärputsch vor einigen Wochen entführte das Militär Aung San Suu Kyi und verschleppte sie; die Öffentlichkeit weiss nicht, wo sie ist.

Nicht zum ersten Mal

Bereits 1989 wurde Aung San Suu Kyi vom Militär aus dem Weg geräumt. Damals, weil sie eine sehr aktive Widerstandskämpferin war und sich stark gegen die Militärregierung einsetzte. Der Unterschied zu heute: damals war sie noch keine Regierungschefin, hatte noch nicht so viele Unterstützende und das Internet war noch nicht so ausgeprägt. Heute häufen sich die Liebesbotschaften an sie. Die Proteste heute sind gewaltig. Zu Zehntausenden belagern die Birmanen, so nennt man die Bewohnerinnen und Bewohner von Burma, die Strassen und setzten sich für Aung San Suu Kyi ein - und stellen sich gegen das Militär. Die Reaktion des Militärs ist momentan zweischneidig. Zum Einen halten sie sich zurück, zum Anderen gelangen viele Bilder von hartem Eingreifen gegen die Demonstrierenden ins Internet. Es brodelt und wie brutal das Militär seine Macht durchsetzen will, wird sich erst in Zukunft zeigen.

Aber warum nur? Meine Meinung:

Ich lebe in der friedlichen Schweiz. Putsch, Militärdiktaturen und gewaltsame Machtverschiebungen kenne ich nicht. Und ganz ehrlich: ich frage mich, weshalb ein Mensch, der sich offensichtlich stark für den Frieden einsetzte, brutal von der Einflussnahme weggezerrt und durch kriegerische, machthungrige Einflüsse ersetzt wird. Ja, ich spreche von Aung San Suu Kyi. Doch ich spreche auch von Nelson Mandela, Südafrika. Martin Luther King, USA. Mahatma Gandhi, Indien. Immer wieder gibt es Beispiele von grossen Menschen, die gewaltsam zur Seite geräumt werden. Doch immer wieder tauchen neue, solche Menschen auf. Kämpfende für den Frieden kann man nicht einfach so auslöschen. Das, zumindest das, macht mir Hoffnung für die Zukunft.

Nun bist du dran

Was ist deine Meinung? Hast du bereits von Burma gehört, Bilder gesehen? Was sagen die Menschen in deinem Umfeld? Und wenn sie nichts sagen: warum nicht? Kennst du Mandela, Gandhi und Co.? Recherchier im Internet oder lies Bücher über sie; es wird eine spannende Erfahrung sein.

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